Der namibische Präsident Hage Gottfried Geingob ist am Sonntag gestorben. Wie sein Büro mitteilte, erlag der 82-Jährige in den frühen Morgenstunden in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Windhoek einer Krebserkrankung. Seit der Unabhängigkeit Namibias 1990 war er zuerst Premierminister, dann Handels- und Industrieminister und seit 2015 Präsident des Landes im Südwesten Afrikas. Vizepräsident Nangolo Mbumba übernimmt nach Geingobs Tod die Amtsgeschäfte kommissarisch. Für Ende des Jahres sind in Namibia Parlaments- und Präsidentschaftswahlen geplant.
Geingob spielte eine zentrale Rolle in der Aufarbeitung der deutschen Verbrechen während der Kolonialzeit. Zuletzt hatte er sich kritisch dazu geäußert, wie Deutschland sich zum Gaza-Krieg positioniert.
Bereits mit Anfang 20 engagierte Geingob sich bei der damals gerade gegründeten Unabhängigkeitsbewegung Swapo (South West Africa People’s Organisation), zunächst aus dem Exil in Botsuana, später aus den USA. 1989 kehrte er in seine Heimat zurück, um das Land auf die Unabhängigkeit von Südafrika vorzubereiten. Die Swapo wurde zur politischen Partei, die Namibia bis heute regiert. Seit 2017 war Geingob ihr Vorsitzender.
Vizepräsident Mbumba bat die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren und erinnerte an Geingob als „herausragenden Diener des Volkes, eine Ikone des Befreiungskampfes, den Hauptarchitekten unserer Verfassung und die Säule des namibischen Hauses”. Auch die Präsidenten von Südafrika und Somalia bekundeten ihr Beileid und gedachten der “herausragenden Führungspersönlichkeit”.
Namibia hat dank Fischerei, Viehhaltung, Rohstoffen – darunter Uran – sowie Tourismus ein im afrikanischen Vergleich recht hohes Pro-Kopf-Einkommen von knapp als 10.000 US-Dollar im Jahr. Allerdings lebt gut ein Drittel der Bevölkerung in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika unterhalb der Armutsgrenze. Die Schere zwischen Arm und Reich ist in Namibia so groß wie in wenigen anderen Ländern auf der Welt.