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Nahostexperte warnt vor neuem Terror in Syrien

Die Kämpfe in Syrien wecken Ängste vor neuer Gewalt gegen Minderheiten. Wie werden sich die vorrückenden Islamisten verhalten? Ein Kenner der Region warnt vor allzu großem Optimismus.

Der frühere deutsche Botschafter in Damaskus, Andreas Reinicke, sieht die Zukunft der christlichen und kurdischen Minderheiten in Syrien nach dem Wiederaufflammen des Bürgerkriegs gefährdet. Die islamistische HTS-Miliz habe sich zwar von den brutalen Praktiken der Terrororganisation “Islamischer Staat” distanziert, dennoch sei die Miliz in der Ideologie der Al-Nusra-Front, einer Abspaltung von Al-Qaida, fest verwurzelt, sagte der Direktor des Deutschen Orient-Instituts am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Der ehemalige EU-Sonderbeauftragte für den Friedensprozess im Nahen Osten warnt deshalb vor trügerischen Hoffnungen. Für Christen und andere Minderheiten gebe es derzeit keine Alternative, als auf den syrischen Diktator Baschar al-Assad zu setzen, dessen Armee mit Gegenangriffen gegen die Rebellen begonnen hat.

Ende vergangener Woche hatten Kämpfer des unter anderem von der Türkei unterstützten Islamisten-Bündnisses Hai’at Tahrir al-Scham (Komitee zur Befreiung der Levante, HTS) in einer überraschenden Offensive die Millionenstadt Aleppo angegriffen und zu großen Teilen eingenommen. Bei der Eroberung gab ihr Anführer Abu Muhammad al-Dschaulani die Order aus, Christen und andere Minderheiten zu schonen.