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Nachruf auf Johannes Winter (1932-2025): Er konnte Chöre und Bläser begeistern

Johannes Winter war Kirchenmusikdirektor. Sein Hauptdienst galt den Bläsern, sein Ehrenamt den Chören. Ein Nachruf von Ulrich Schöntube.

Johannes Winter: Wenn er ans Pult gelassen wurde, sangen alle mit
Johannes Winter: Wenn er ans Pult gelassen wurde, sangen alle mitPrivat

Die Pförtner im Berliner Dom wunderten sich. Es war ein verregneter Sommertag, Touristen wie immer. An diesem Tag jedoch gingen sie hinein, aber kamen nicht wieder hinaus. Sein Kollege ging nachschauen. Was war da wohl los? Als er wiederkam, sagte er um Fassung ringend: „Der Mann bringt sogar Touristen zum Singen.“ Das war Johannes Winter. Sein Kirchenchor aus Hohen Neuendorf war zum Stufensingen eingeladen worden. Und weil es regnete, zogen sie nach innen. Johannes Winter änderte einfach das Konzept. Am Ende sangen alle, auch die Touristen, die zufällig da ­waren. Das Gemeindesingen war für Johannes Winter stets ein Fest. Egal, was die Menschen konnten, am Ende waren alle dabei. Diese Gabe zeichnete ihn aus.

Landeskirche ernannte Johannes Winter zum Kirchenmusikdirektor

Dabei waren der Chor und das Gemeindesingen sein Ehrenamt. Sein Hauptdienst galt der Bläserei. Denn Johannes Winter war von 1962 bis 1997 Landesposaunenwart der Berlin-Brandenburgischen Kirche. In seiner Zeit versuchte er den Posaunendienst, der damals noch beim Diakonischen Werk angesiedelt war, stärker mit der Kirchenmusik zu verbinden. Was uns heute selbstverständlich erscheint – dass die Musik der Posaunenchöre auch Kirchenmusik ist – wurde durch Johannes Winter angebahnt. Dafür ernannte ihn die Landeskirche 1989 zum Kirchenmusikdirektor.

Die Chöre erinnern sich an einen Chorleiter, der musikalische Strenge in Güte verpackt hat. Er konnte sein Dirigat auswendig und war bei den Proben nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit den Augen dabei. Dann sagte er mit Augenzwinkern: „Ich habe gesehen, dass du falsch gegriffen hast.“ Denn gehört hatten es doch ohnehin alle. So wurde niemand vorgeführt.

Wenn Johannes Winter dirigierte, sangen alle mit

Johannes Winter konnte begeistern. So wollen wir ihn in Erinnerung behalten und ehren. Als einmal der Hohen Neuendorfer Posaunenchor am Ostersonntagmorgen nicht richtig klingen wollte, versuchte er die Bläser zu motivieren: „Nun gebt Euch mal Mühe! Wir feiern schließlich Auferstehung heute!“ Daraufhin klappte es besser. Möge er die Auferstehung feiern im himmlischen Chor, blasend, singend, wobei eines klar sein dürfte: Wenn er ans Pult gelassen wird, werden alle mitsingen – wie damals im Dom.

Der Trauergottesdienst für Johannes Winter findet am Mittwoch, 25. Juni, um 10.30 Uhr in der Kirche in Hohen Neuendorf statt. Im Anschluss wird er auf dem Friedhof beigesetzt. Bläserinnen und Bläser sind dazu willkommen.

Der Autor Ulrich Schöntube ist Landesposaunenpfarrer der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).