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Nach der Papstkritik von Präsidentschaftskandidat Javier Milei

In der hektischen Vorwahlkampfphase in Argentinien wird Papst Franziskus verstärkt zur Zielscheibe. Der Papstvertraute Erzbischof Fernandez nährt nun die Zweifel daran, dass Franziskus 2024 sein Heimatland besuchen wird.

Der neue Glaubenshüter im Vatikan, der argentinische Erzbischof Victor Fernandez, hat Spekulationen um eine mögliche Absage der angedachten Papstreise nach Argentinien genährt. “Sicherlich wird der Papst nicht an einen Ort gehen, an dem er nicht eingeladen ist”, sagte Fernandez dem Portal “Religion Digital”. Franziskus würde auch nicht an einen Ort reisen, wo sein Besuch für politische Zwecke genutzt (oder erschwert) werden könnte oder wo die Behörden seine Anwesenheit verachten würden, so Fernandez weiter, der vom argentinischen Erzbistum La Plata an die Spitze der Glaubensbehörde im Vatikan wechselt. Er gilt bereits seit Jahren als einer der wichtigsten Berater von Franziskus.

Damit reagierte Fernandez auf die Debatte um die Kritik des in den Umfragen führenden radikal-marktliberalen Präsidentschaftskandidaten Javier Milei am Kirchenoberhaupt aus Argentinien. Milei werden gute Chancen eingeräumt, am 22. Oktober ins höchste Staatsamt gewählt zu werden. Franziskus hatte vor wenigen Wochen erklärt, er wolle 2024 nach Argentinien reisen. Es wäre seit seiner Papstwahl im März 2013 der erste Besuch in seinem Heimatland.

Milei hatte Franziskus in früheren Interviews vorgeworfen, den Sozialismus zu unterstützen und damit ein Vertreter des Bösen auf Erden zu sein. Vor wenigen Tagen legte Milei in einem Interview mit dem US-amerikanischen früheren Fox-News-Journalisten Tucker Carlson nach. “Der Papst spielt Politik. Er hat einen starken politischen Einfluss. Er hat auch große Sympathien für Diktatoren wie Castro oder Maduro gezeigt. Mit anderen Worten: Er steht auf der Seite der blutigen Diktaturen”, so der Kandidat von La Libertad Avanza (LLA).

In einem früheren Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) kritisierte Milei, der Papst sei im Grunde ein Gegner von Privateigentum – das aber für den Aufbau von Wohlstand unverzichtbar sei. – Sollte Milei die Präsidentenwahlen gewinnen, würde er als Staatsoberhaupt Franziskus empfangen.

Der politisch engagierte und populäre Armenpriester Jose Maria “Pepe” Di Paola erklärte laut “La Nacion” als Reaktion, dass sich keiner der Priester seiner Bewegung mit Milei treffen werde, solange dieser an seiner Kritik am Papst festhalte. Zuvor hatten die Armenpriester den Kandidaten Sergio Massa vom links-peronistischen Regierungslager sowie Patricia Bullrich getroffen, Kandidatin des konservativen Bündnisses “Juntos por el Cambio”. Beide können sich laut Umfragen ebenfalls Chancen ausrechnen.

Im Wahlkampf 2018 hatten sich die Armenpriester noch klar für den Kandidaten des links-peronistischen Lagers ausgesprochen; Alberto Fernandez, der anschließend die Wahl gewann. Angesichts schwacher Umfragewerte, mangelnden Rückhalts im eigenen Lager und einer schweren Wirtschaftskrise – eine Inflation von über 120 Prozent und eine Armutsrate von 40 Prozent – verzichtete Fernandez auf eine erneute Kandidatur.