In der evangelischen Petruskirche in Gießen steht am 29. Dezember ein besonderes Musikprojekt auf dem Programm: Unter dem Titel „Weihnachtsoratorium al Orient“ wird das klassische Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach mit orientalischen Klängen verbunden. „Das Weihnachtsoratorium hat eine hohe Bedeutung für unsere Kultur“, sagte der Gießener Stadtkirchenpfarrer Gabriel Brand am Donnerstag bei einem Pressegespräch. „Wir wollen eine Brücke schlagen zu einer anderen Kultur.“
Neben dem klassischen Main-Barockorchester werde das Ensemble Anima Shirvani auf der Bühne stehen, das sich auf eine Verbindung von europäischer Barockmusik und traditioneller Musik aus Persien, dem Kaukasus und Anatolien spezialisiert habe. In dieser Konstellation werde das Weihnachtsoratorium erstmals aufgeführt, betonte die Kantorin Marina Sagorski.
Die Gießener Petrusgemeinde engagiere sich seit Jahrzehnten in der Arbeit mit Geflüchteten. In Deutschland lebten viele Menschen, die eine orientalische Tradition mitbringen „und auch die Klänge im Ohr haben“, sagte Brand. Die Aufführung setze daher auch ein politisches und gesellschaftliches Zeichen: „In Zeiten, in denen es auseinandertreibt, sagen wir: Wir machen etwas Gemeinsames.“ Jede Generation habe die Werke von Johann Sebastian Bach (1685-1750) anders gespielt. „In die heutige Zeit passt es, Bach kulturell zu öffnen.“
Man habe seit etwa einem Jahr an dem Projekt gearbeitet, berichtete Sagorski. Das Ensemble Anima Shirvani spiele auf traditionellen orientalischen Instrumenten wie Kaval und Duduk. „Die Instrumente klingen wunderbar zusammen.“ Neben dem Main-Barockorchester wirken außerdem die Petruskantorei und das Gießener Vocalensemble mit.