Obwohl sich mit freiem Eintritt deutlich mehr Besucher in die Ausstellungen locken ließen, ist auch in Nordrhein-Westfalen nur selten der Eintritt in die Schauen generell kostenlos. Das Hauptargument gegen freien Eintritt lautet bei den Kunstmuseen sowie bei den sie häufig tragenden Kommunen „Geldmangel“. Dennoch versuchen seit einigen Jahren immer mehr Ausstellungshäuser im bevölkerungsreichsten Bundesland verschiedene Modelle mit tage- oder zumindest stundenweisem freien Eintritt.
Vor allem Familien mit Kindern kommen
Als das international renommierte Museum Folkwang in Essen im vergangenen Jahr freien Eintritt in die ständige Sammlung anbot, strömten über 100 000 Besucher zusätzlich ins Museum. Damit stieg die Zahl der Gäste im Jahresdurchschnitt auf mehr als das Doppelte. Vor allem Familien mit Kindern und Jugendliche kommen seit dem kostenlosen Eintritt in deutlich stärkerer Zahl. Dass das funktioniert, liegt auch an der Förderung von außen: Die Essener Krupp-Stiftung gibt seit 2015 jährlich eine Million Euro für den freien Eintritt. Das Museum sei froh über diese Förderung, erreiche es so auch Menschen, die sonst nicht oder nur selten ins Museum kommen würden, erklärt Museumschef Tobia Bezzola.
Auch die Leiterin des Ausstellungshauses Kunst im Tunnel in Düsseldorf, Gertrud Peters, hält einen freien Museumseintritt für „ein gutes Signal“. Ausfallende Eintrittsgelder spielten meist nicht die entscheidende Rolle. Viel wichtiger sei es, dass die Museen ihren Bildungsauftrag wahrnehmen würden.
Viele Museen in NRW haben in den vergangenen Jahren mit freiem Eintritt etwa in den letzten Öffnungsstunden, zu bestimmten Tagen oder für bestimmte Zielgruppen gute Erfahrungen gemacht. Doch wie auch beim Museum Folkwang ist auch die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf dankbar für eine Förderung durch Dritte. Die Kunstsammlung bietet jeden ersten Mittwoch im Monat ab 18 Uhr mit finanzieller Unterstützung durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in ihren beiden Häusern K20 und K21 freien Eintritt und zählt an diesen Abenden bis zu 1500 Besucher mehr als an den übrigen Tagen.
Ähnliche Erfahrungen macht die benachbarte Kunsthalle in der NRW-Landeshauptstadt, die jeden zweiten Sonntag im Monat einen kostenlosen Familientag sowie – ebenfalls mit Hilfe eines Sponsors – jeden ersten Mittwoch im Monat freien Eintritt gewährt. „Das ist toll, wir kommen mit unseren beiden Kindern gerne an diesen Abenden oder Tagen, sparen wir doch dadurch 25 bis 35 Euro“, erklärt Martina Busch aus dem benachbarten Kaarst. Sie trage diese kostenlosen Tage immer für das ganze Jahr in den Freizeit-Terminkalender ihrer Familie ein.
Junges und neues Publikum gewinnen
Ähnlich steht es in Köln, wo an jedem ersten Donnerstag im Monat Kölner freien Eintritt beim Besuch der ständigen Ausstellungen in den städtischen Museen haben und nur den Personalausweis als Eintrittskarte vorlegen müssen. In der Bielefelder Kunsthalle soll im kommenden September einen Monat lang auf den Eintritt verzichtet werden. Ziel sei, „neue Besucher und ein junges Publikum zu gewinnen“, erklärte Kunsthallen-Direktor Friedrich Meschede.
Das Duisburger Lehmbruck-Museum bietet für Kunstinteressierte jeden ersten Freitag im Monat das Angebot „pay what you want“ (zahl, was du willst) und zudem kostenfreie Angebote, die über die Kulturloge Ruhr angefragt werden können. Das Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop macht ebenfalls gute Erfahrungen und ein Besucherplus mit seinem freien Eintritt in die Sammlung des Hauses. Auch das Museum für Lackkunst in Münster gewährt jeden Dienstag von 12 bis 20 Uhr kostenlosen Eintritt und hat damit ebenso wie das Stadtmuseum in Siegburg, das jeden ersten Sonntag im Monat kostenlos besucht werden kann, gute Erfahrungen gemacht.
NRW-Kulturministerin Christina Kampmann (SPD) betonte kürzlich, sie wolle „möglichst allen Menschen im Land Zugang zu Kunst und Kultur ermöglichen“. Zu den Häusern, bei denen ein freier Eintritt geprüft werden soll, zählen unter anderem die Stiftung Kunstsammlung NRW, die Stiftung Insel Hombroich bei Neuss, die Stiftung Schloss Moyland in Bedburg-Hau. Das Land selbst habe jedoch „keine Möglichkeiten, generell die Eintrittsregelungen zu beeinflussen“, räumte Kampmann ein.