Der katholische Bischof von Münster, Felix Genn, wird 75 Jahre alt. Damit erreicht er die von der Kirche vorgesehene Altersgrenze für Bischöfe. Das Bistum feiert den Geburtstag mit einem Gottesdienst im Dom und einer anschließenden Begegnung. Dabei will sich der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, auch zu Genns Rücktrittsgesuch äußern. Genn hatte Papst Franziskus bereits im vergangenen Jahr seinen Rücktritt angeboten.
“Die meiste Kraft hat mich das Thema des sexuellen Missbrauchs gekostet. Es bleibt für mich unfassbar, welches Leid Priester hier jungen Menschen angetan haben”, sagte Genn in einem Bilanzinterview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das Thema sei noch nicht vorbei und müsse weiter aufgearbeitet werden. Im Rückblick auf 26 Jahre als Bischof – 4 Jahre Weihbischof in Trier, 6 Jahre Bischof in Essen und 16 Jahre in Münster – sagte Genn zudem: “Viel Kraft gekostet haben mich auch die Strukturveränderungen.” Sie seien zwar notwendig gewesen, aber damit seien Heimatgefühle von Menschen verletzt worden.
Weinliebhaber Genn feiert Ruhestand mit einer Auslese
Als schöne Ereignisse benannte Genn den 50. Geburtstag des Bistums Essen im Jahr 2008, das 750-Jahr-Jubiläum des Doms in Münster 2014 sowie das Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio 2017 und den Katholikentag 2018 in Münster. “Abgesehen davon habe ich auch viele Begegnungen mit Jugendlichen in der Jugendkirche Effata positiv in Erinnerung. Dieses Format fand ich wirklich gelungen.”
Genn will auch seinen Ruhestand in der westfälischen Metropole verbringen. Er werde direkt am Domplatz um die Ecke vom Bischofshaus wohnen, sagte der aus der Eifel stammende Geistliche. Definitiv sei der Rücktritt aber erst mit der offiziellen Bekanntgabe. Auf die Frage, welchen Tropfen er als Weinliebhaber zum Start in den Ruhestand genießen würde, antwortete der Bischof: “Wahrscheinlich würde ich zu einer Auslese greifen, die ein beträchtliches Datum hätte.”
Felix Genn: Vom Bauernsohn zum Bischof
Genn wurde am 6. März 1950 im rheinland-pfälzischen Burgbrohl als Bauernsohn geboren und wuchs in Wassenach nahe der Benediktinerabtei Maria Laach auf. Nach dem Theologiestudium in Trier und Regensburg folgte 1976 die Priesterweihe. Er war Spiritual am Trierer Priesterseminar, lehrte Christliche Spiritualität an der Theologischen Fakultät Trier und leitete das Studienhaus Sankt Lambert für spätberufene Priesteramtskandidaten in Lantershofen. 1999 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof im Bistum Trier. 2003 wurde er Bischof von Essen. Zum Bischof von Münster bestellte ihn Papst Benedikt XVI. am 19. Dezember 2008.