Im Umfeld des Klosters Memleben in Sachsen-Anhalt ist bei archäologischen Grabungen eine bislang unbekannte Siedlung entdeckt worden. Wie das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt am Dienstag in Halle mitteilte, konnten nördlich des Flusses Unstrut die Überreste zweier beeindruckender Steinbauten, einer Kirche sowie eines Wohnbaus, freigelegt werden.
Die Siedlung sei bei Grabungsarbeiten in den vergangenen Jahren identifiziert und seit Anfang April unter Leitung des Göttinger Archäologen Felix Biermann näher untersucht worden, hieß es. Ein gut 240 mal 170 Meter großes, rechteckiges Wall-Grabenwerk umgibt demnach ein dicht besiedeltes Areal.
Im Mittelalter habe sich im Westen der Siedlung eine 16 Meter lange, einschiffige Kirche mit einer halbrunden Apsis Richtung Osten befunden. Im rechten Winkel zur Kirche sei ein großer steinerner Wohnbau von mindestens 17 mal 6,5 Meter Fläche aufgefunden worden. Das reichhaltige Fundmaterial verweise auf eine Besiedlung vom 9. und 10. bis zum 14. Jahrhundert, hieß es.
Die aktuellen Untersuchungsergebnisse verdeutlichen laut Landesamt die Bedeutung des neuen Fundplatzes. Sie fügten dem Wissen um die Kultur- und Herrschaftslandschaft um Memleben wichtige Erkenntnisse hinzu.
Memleben im heutigen Burgenlandkreis diente als Pfalz und Sterbeort des ostfränkischen Königs Heinrich I. (um 876-936) sowie von dessen Sohn und Nachfolger, dem römisch-deutschen Kaiser Otto dem Großen (912-973). Das Kloster bestand bis zur Reformation. Heute sind die Ruinen ein Museum.