Hamburg. Evelyn Brumder muss noch schnell eine Zeitung kaufen. Der Patient in Zimmer 22 wartet. Mit der Bild-Zeitung in der Hand schlüpft sie rasch in sein Zimmer. Auf den Fluren des Agaplesion-Diakonieklinikums ist es noch ruhig, als sie im Anschluss daran zu ihrem Aufenthaltsraum läuft. An einer Kleiderstange hängen dort mintgrüne Kittel, wie auch Brumder einen trägt.
Brumder ist eine „Grüne Dame“. Sie besucht Patienten, macht kleine Besorgungen für sie und begleitet sie auf Spaziergänge. Entweder sie fragt im Schwesternzimmer nach, wer sich über einen Besuch freuen würde, oder sie geht von Zimmer zu Zimmer, stellt sich vor und fragt: Wie geht es Ihnen?
Jedes Mal neuer Kummer
36 Ehrenamtliche arbeiten als „Grüne Damen“ und „Grüne Herren“ im Diakonieklinikum in Eimsbüttel. Die meisten sind schon in Rente, so wie Evelyn Brumder, denn ihr Dienst findet vormittags von 9 bis 12 Uhr statt, wenn die Patienten noch keinen Besuch haben. An jedem Tag sind mindestens zwei aus dem Team im Krankenhaus, sogar am Wochenende. Mittwochs bringen grüne Damen die Patienten zur wöchentlichen Andacht, donnerstags richten sie das Patientencafé aus.
„Wir sind Zeitspender“, sagt Evelyn Brumder. Häufig sagen Patienten zu ihr: „Sie haben bestimmte keine Zeit mehr.“ Dann freut sie sich, wenn sie ihnen versichern kann, dass sie es überhaupt nicht eilig hat. Manche Patienten sprechen über Sorgen oder Ängste, mit denen sie ihre Familie nicht belasten wollen. Andere müssen sich einfach einmal ausweinen. „Es ist ein Geschenk, wenn sich jemand öffnet“, sagt Brumder. Ihre Aufgabe ist es vor allem zuzuhören. Viele Patienten sind nur für wenige Tage im Krankenhaus. Jedes Mal werden die Ehrenamtlichen mit neuen Lebensgeschichten, neuem Kummer konfrontiert.
Nicht jeder kann das. Deshalb kommen alle, die sich für die Aufgabe interessieren, zuerst zu einem Vorgespräch und werden drei Monate eingearbeitet. So können sie in den Dienst hineinwachen – oder schnell merken, wenn er doch nicht zu ihnen passt. Neulich musste eine Frau aufhören, weil ihr die Arbeit zu nah ging.