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Mit neuen Formen den Menschen nah

Referentin Heike Dreisbach über ihre Arbeit und die Angebote im Kirchenkreis Siegen

Neue Formate – viele Kooperationspartner – nah an den Interessen der Menschen und Kirchengemeinden: Die Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Siegen hat ein großes Angebot. Darüber sprach das Erwachsenenbildungswerk Westfalen-Lippe mit Erwachsenenbildungsreferentin Heike Dreisbach.

Sie haben das Erwachsenenbildungsreferat im Kirchenkreis vor drei Jahren übernommen. Seitdem ist sehr viel passiert. Was sind Ihre Schwerpunkte?
Wir haben inzwischen ein umfangreiches Programm. Es ist in vier Bereiche unterteilt: Theologische Bildung, geistliches Leben und Persönlichkeit, Werkstatt Gemeinde, Diakonie und Gesellschaft.
Die theologische Bildung liegt uns allerdings besonders am Herzen. Man muss ja nur in den nächsten Buchladen gehen um festzustellen: Spiritualität ist ein Top-Thema. Viele sind auf der Suche. Allerdings, und das ist bitter für uns als Kirche: Die Leute suchen nicht oft bei uns. Die Erfahrung zeigt aber: Wenn wir als Kirche gute Angebote machen im Bereich Spiritualität, dann stoßen wir durchaus auf Resonanz.

Können Sie mal ein Beispiel nennen?
Wir bieten zwei Mal im Jahr einen „Klangtag“ an. Die Referentin setzt musikalische Impulse mit Klangschalen ein und verbindet das mit kleinen Übungen zur Selbstreflektion. Im Mittelpunkt steht aber immer ein biblisches Wort, eine biblische Geschichte. Der nächste Klangtag im April ist schon komplett ausgebucht.

Im Jahr 2016 kam es in einem Flüchtlingsheim in Burbach zu Übergriffen des Personals auf Geflüchtete. Das hat Wellen geschlagen. Wie haben Sie von Seiten der evangelischen Erwachsenenbildung darauf reagiert?
Als die Berichte über die gewaltsamen Übergriffe publik wurden, hat das viele Menschen, enorm aufgewühlt. Sie haben sich gefragt: Was können wir tun, damit so etwas nicht wieder passiert? Die Welle der Hilfsbereitschaft war überwältigend.
Dies warf zugleich eine Fülle von Fragen auf. Wie kann man am besten helfen? Informationen zu allen möglichen Aspekten des Themas „Flucht und Migration“ wurden gebraucht. Dazu die Möglichkeit für Ehrenamtliche, sich unter Anleitung untereinander auszutauschen.
In der Hochphase der Flüchtlingskrise platzen unsere Veranstaltungen, etwa zum Thema „Asylverfahrensrecht“ oder „Flucht und Trauma“, aus allen Nähten. Trotz starken Schneefalls und gefährlichem Glatteis kamen schließlich sage und schreibe 104 Menschen zusammen.
Alle waren hochmotiviert, es wurden wichtige Verabredungen getroffen. Es waren etliche kommunale Vertreter anwesend, die die Chance ergriffen, sich mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern zu vernetzen. Es war ein turbulenter Abend.
Ihn zu moderieren war wirklich aufregend, aber am Ende spürte man eine unwahrscheinliche Aufbruchsstimmung. Den gemeinschaftlichen Willen, sich der Situation und dem Schicksal der geflüchteten Menschen zu stellen und Hilfe zu leisten, auch wenn es einen persönlichen Preis kosten würde. Diesen Abend werde ich im Leben nicht vergessen.

Die Erwachsenenbildung unterstützt Menschen, die sich zivilgesellschaftlich engagieren. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Das ist uns sehr wichtig. Nicht nur weil Kirche als Organisation ohne Ehrenamt praktisch nicht denkbar ist. Sondern auch, weil ehrenamtliches Engagement Sinn stiftet. Wir bieten hier viele Fortbildungen an: zum Beispiel Lektoren-Kurse, Kurse für die seelsorgliche Arbeit mit bestimmten Zielgruppen, zum Beispiel mit Kindern oder Senioren.
Wichtig sind auch Veranstaltungen zu Leitungs- und Organisationsfragen, zum Beispiel Krisenmanagement, Moderationsmethoden oder auch so etwas Profanes wie die Nutzung von Intranetportalen oder Internetclouds für die gemeinsame Datenverwaltung.

Manche Veranstaltungen sind nur möglich mit Kooperationspartnern. Was ist gemeinsam möglich?
Die Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Siegen ist mit lediglich einer Vollzeitstelle, also mit mir, besetzt. Ich muss mich auf das Wesentliche konzentrieren und brauche ein gutes Netzwerk. Glücklicherweise gibt es in unserer Region viele verlässliche und kreative Kooperationspartner. Angefangen bei unseren 29 Kirchengemeinden, über die Frauenhilfen, die Diakonie, den CVJM, und so weiter. Weitere Partner sind zum Beispiel das Kommunale Integrationszentrum, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, verschiedene Wohlfahrtsverbände, soziale Einrichtungen und auch die Universität.
Oft beraten wir über mögliche Veranstaltungsthemen, dann wieder engagieren sich Menschen auch  ganz praktisch: Stühle stellen, sich um die Technik, die Seminargetränke oder das Catering kümmern. Ohne Ehrenamt geht es überhaupt nicht mehr.

Gab es eine Veranstaltung im letzten Jahr, die Sie so schnell nicht vergessen werden?
Es fällt mir schwer, eine einzige Veranstaltung hervorzuheben. Es gab so viele Höhepunkte. Eigentlich schade, dass so wenig Zeit bleibt, das Gelungene nachklingen zu lassen.
Mein persönliches Highlight in 2017 war der Kurs „Biblisches Hebräisch lernen“. Die Idee schwebte mir schon länger vor. Zumal wir mit Pfarrer Ralph van Doorn, dem Beauftragten für den Christlich-Jüdischen Dialog unserer Landeskirche und  Gemeindepfarrer in Siegen, einen hervorragenden Lehrer in greifbarer Nähe haben.
Wir schrieben den Kurs aus und siehe da, es meldeten sich 17 Menschen, darunter auch ich selbst. Übrigens ist unsere Lerngruppe sehr heterogen besetzt: Das jüngste Mitglied ist Mitte zwanzig, die Älteste weit über siebzig. Konfessionell sind wir ebenso bunt gemischt, wie es unsere beruflichen Hintergründe sind.

Was haben Sie für 2018 geplant?
Demnächst steht ein Fortbildungstag an für Kita-Mitarbeiterinnen und Ehrenamtliche aus Kinderkirche und Kindergottesdienst mit Professorin Anna-Katharina Szagun aus Rostock zum Thema „Nur Gott selbst kann wissen, ob es ihn gibt: Gottesbilder bei Kindern“. Außerdem gibt es einen Workshop zum Thema „Rühr‘ mich an: Spirituelle Impulse für Menschen mit hohem Pflegebedarf und kognitiven Einschränkungen“.
Aber auch vieles andere wird laufen. Am besten einfach vorbeischauen.

Kontaktdaten: Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Siegen, Heike Dreisbach, Burgstraße 21, 57072 Siegen, Telefon (02 71)  50 04-2 75, E-Mail: heike.dreisbach@kirchenkreis-siegen.de.