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Mit Flip Flops durch den Frost

Jesu Ankunft lehrt uns Hoffnung – Gedanken zum Predigttext am dritten Advent. Von Sarah Oltmanns, Landesjugendpfarrerin der EKBO.

VonSarah Oltmanns

In diesem Jahr ist der Advent für mich so etwas wie eine Hoffnungsschule. Und die habe ich nötig. Vieles hat mich in den letzten Wochen in einer Haltung verhaftet, in der ich häufig negativ urteile: Der Terror in der Welt macht mir Angst. Ich projiziere diese allgemeine Angst auf mein Leben und erwische mich dabei, Menschenmassen zu meiden. Immer öfter schließe ich auch beim Autofahren die Türen von innen ab – als ob mein Auto und ich im Besonderen gefährdet wären. Ich schäme mich dafür, dass Tausende Geflüchtete nur noch menschenrechtswidrig untergebracht werden können, während meine eigene Wohnung zu 80 Prozent der Zeit leer steht. Ich leide darunter, dass ich das, was ich habe, anscheinend nicht teilen kann. Schon gar nicht meinen Wohnraum. Oder meine Zeit. Ja, ich sehe zu, wie „unbegleitet minderjährige Flüchtlinge“ mit Flip Flops durch den Frost laufen, statt mir die Zeit zu nehmen, mit ihnen Schuhe zu kaufen. Ich bin müde geworden, den besorgt-bürgerlichen Hassideologien entschieden zu begegnen, denn irgendwie scheine ich daran eh nichts ändern zu können. Ich urteile hart über mich in diesen Zeiten, und merke, wie ich hart über andere urteile. Ich gehe hart ins Gericht, mit mir selbst und meinen Mitmenschen. Wenn ich in meinem Wohnzimmer stehe, höre ich die Musik vom Weihnachtsmarkt gegenüber, sehe das schmucke Licht von den Buden und rieche gebrannte Mandeln – dann stelle ich mir Maria und Josef vor, wie sie als werdende Eltern mit einem Esel dort hindurch ziehen. Immerhin werden sie nicht mit Tausenden anderen in einer Industriehalle übernachten, tröste ich mich. Was treibt mich da im Inneren meines Herzens?

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Predigttext für den dritten Advent: 1. Korinther 4,1–5 (Reihe II)1 Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse. 2 Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden. 3 Mir aber ist’s ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. 4 Ich bin mir zwar nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist’s aber, der mich richtet. 5 Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden.

Ab diesem Kirchenjahr lesen Sie hier wieder die regulären Predigttexte der Reihe II.