Nach Überzeugung von Bischof Tobias Bilz von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens bleibt die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt eine Daueraufgabe. Die Landeskirche komme mit dieser Aufgabe „Schritt für Schritt voran“, sagte Bilz im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für 2024 kündigte er eine neue Aufarbeitungskommission in Sachsen an.
Zwar habe die bisherige Anerkennungskommission der Landeskirche gut gearbeitet. „Für das, was kommt, brauchen wir einen Neuaufschlag“, sagte Bilz. Dieser werde den Maßstäben entsprechen, die inzwischen in den evangelischen Kirchen bundesweit festgelegt wurden. Betroffenenbeteiligung und die Beteiligung unabhängiger Fachpersonen werden laut Bilz eine größere Rolle spielen.
Zuvor wird für Ende Januar eine bundesweite Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie erwartet. Darin werden auch Fälle aus Sachsen behandelt.
„Wir müssen bei diesem Thema handlungsfähig sein und werden“, sagte Bilz. Der Kontakt mit Betroffenen halte die Größe des Problems immer neu vor Augen. „Alles, was wir in der Aufarbeitung tun, muss in einem engen Kontakt mit Betroffenen erfolgen“, sagte der Bischof.
Er nehme schon wahr, dass den Betroffenen die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu langsam geht. „Das spornt uns als Kirche an und fordert uns heraus, aktiv zu sein“, sagte Bilz. Er habe zunächst gedacht, „man könnte Missbrauchsfälle nacheinander aufarbeiten“. Inzwischen wisse er, „dass vergehende Zeit, in der scheinbar nichts passiert, für die Betroffenen eine schlimme Zeit ist“.
Aber bei diesem Thema komme es auch auf Gründlichkeit an. „Wir wollen angemessen, professionell und mit den Betroffenen zusammen die Aufarbeitung voranbringen“, sagte der Landesbischof. Wenn Schnelligkeit dazu führe, „dass Menschen denken, man könne das Problem schnell beseitigen, dann glaube ich, dass Schnelligkeit nicht der richtige Weg ist“.