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Ministerpräsident zu Halle-Attentat: Gedenken ist Verantwortung

Zu- oder Wegsehen sind keine Optionen, wenn Hass geschieht, sagt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident. Alle tragen Verantwortung. Auch das Gedenken an die rechtsextreme Bluttat helfe, sich Extremismus entgegenzustellen.

Am fünften Jahrestag des rechtsextremen Terrorangriffs auf die Synagoge in Halle hat Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gemeinsame Verantwortung im Kampf gegen Judenhass und Extremismus angemahnt. “Gedenken bedeutet auch Verantwortung: Sei es in Schulen, in sozialen Medien oder im öffentlichen Diskurs, wir müssen überall klar dafür eintreten, dass Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus keinen Raum finden”, sagte er am Mittwoch beim Gedenken an der Synagoge, an dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnahm.

“Wir dürfen nicht zu- oder wegsehen, wenn der Hass wieder an die Oberfläche drängt”, so Haseloff. Er zeigte sich entsetzt über den drastischen Anstieg antisemitischer Hetze in Deutschland seit dem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023. Auch die jüdische Gemeinde zu Halle werde erneut von Anfeindungen bedroht. “All das dürfen wir nicht hinnehmen. Ziehen wir gemeinsam Grenzen, widersprechen wir, klar und laut.”

Um 12.03 Uhr läuteten alle Kirchenglocken der Stadt, um an die Uhrzeit des damals ersten Schusses, den der Täter auf die Synagogentür abfeuerte, zu erinnern. Der zentrale Gedenkakt beginnt um 17.00 Uhr in der Ulrichskirche.

Am 9. Oktober 2019 hatte ein Rechtsextremist mit Waffengewalt versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, um ein Blutbad unter Jüdinnen und Juden anzurichten. Zu der Zeit waren mehr als 50 Menschen dort versammelt, um den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zu feiern. Als er nicht in die Synagoge kam, erschoss er eine Passantin davor, danach einen Maler-Azubi in einem nahen Döner-Imbiss und verletzte auf seiner Flucht weitere Menschen, zwei davon schwer. Der Attentäter filmte seine Taten und streamte sie live im Internet. Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte den 28 Jahre alten Täter zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.