Bei der Höhe des Mindestlohns ist Deutschland einer Studie zufolge im EU-weiten Vergleich etwas zurückgefallen. Mit aktuell 12,41 Euro stehe die Bundesrepublik unter den EU-Ländern, in denen der Mindestlohn gezahlt wird, derzeit an vierter Position, teilte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag in Düsseldorf mit Verweis auf seinen neuen internationalen Mindestlohnbericht mit. Im Vorjahr hatte Deutschland aufgrund der damaligen Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro noch auf dem zweiten Rang gelegen.
Ein höherer Mindestlohn als in Deutschland gilt derzeit in Luxemburg (14,86 Euro), den Niederlanden (13,27 Euro) und Irland (12,70 Euro). Hinter Deutschland folgt Belgien (12,09 Euro). Dort wird, wie in Frankreich (11,65 Euro), die Lohnuntergrenze im laufenden Jahr aber noch erhöht, so dass beide Länder im Vergleich zu Deutschland aufschließen dürften, wie es in der Studie heißt. Kein gesetzlicher Mindestlohn existiert dagegen in Österreich, den nordischen Ländern und Italien. In diesen Staaten besteht nach Angaben des WSI aber eine sehr hohe Tarifbindung.
Die Anhebung des Mindestlohns in Deutschland kann die Preissteigerung der vergangenen Monate nicht kompensieren, wie die WSI-Experten weiter erklärten. Gemessen am nationalen Verbraucherpreisindex stiegen die Preise zwischen Oktober 2022, der letzten vorangegangenen Erhöhung des Mindestlohns, und Januar 2024 um 3,6 Prozent. Der Mindestlohn kletterte seit dem 1. Januar 2023 zwar nominal betrachtet um 3,4 Prozent in Deutschland. Doch real betrachtet – also unter Berücksichtigung der Preisentwicklung – sank der Mindestlohn um 2,5 Prozent, wie es hieß.
Deutlich niedriger liegen die Mindestlöhne demnach in Süd- und Osteuropa. Dort reichen die Lohnuntergrenzen von 7,25 Euro in Slowenien, 6,87 Euro in Spanien und umgerechnet 6,10 Euro in Polen über 5,65 Euro in Litauen, 4,85 Euro in Portugal bis zu 4,51 Euro in Griechenland. Die EU-weit niedrigsten Mindestlöhne gelten in Rumänien mit umgerechnet 3,99 Euro und Bulgarien mit 2,85 Euro.
Laut dem Institut sind zum Jahreswechsel die gesetzlichen Mindestlöhne in der EU insgesamt kräftig gestiegen. Die 22 EU-Staaten mit einem allgemeinen Mindestlohn erhöhten die Lohnuntergrenzen vor dem Hintergrund hoher Inflationsraten im Mittel um 9,7 Prozent.