Artikel teilen:

Millionen sind von Hitze gefährdet – Aktionstag soll aufklären

Das vergangene Jahr war das bislang wärmste Jahr in Deutschland und Europa – und hierzulande stellt Hitze für besonders viele Menschen ein Risiko dar. Zum Hitze-Aktionstag am Mittwoch rufen Fachleute zum Handeln auf.

Hitzeschutz muss aus der Sicht von über 50 Organisationen auch im Bau- und Arbeitsrecht eine größere Rolle spielen. Bislang würden die Gefahren durch Hitze noch zu wenig ernstgenommen, hieß es am Dienstag. Die Inititative für besseren Schutz unterstützen unter anderen die Bundesärztekammer, der Deutsche Pflegerat, die Deutsche Krankenhausgesellschaft sowie der AWO Bundesverband.

Verletzliche und benachteiligte Gruppen müssten besonders berücksichtigt werden, mahnte die AWO-Präsidiumsvorsitzende Kathrin Sonnenholzner. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, warf die Frage auf, wie gut Deutschland auf längere und intensivere Hitzeperioden vorbereitet sei, die künftig voraussichtlich zunehmen werden. “Ziel muss es sein, hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden.”

Hitze wirkt sich laut der Bundespsychotherapeutenkammer auch auf die psychische Gesundheit aus. So litten Aufmerksamkeit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden unter großer Hitze. Sie mindere zudem die menschliche Fähigkeit, starke Gefühle zu kontrollieren, mache also impulsives und risikoreiches Verhalten wahrscheinlicher. An heißen Tagen komme es zu mehr psychiatrischen Einweisungen und sogar zu einem Anstieg der Suizidraten.

Hitze wird dann gefährlich, wenn die gefühlte Temperatur tagsüber auf über 30 Grad ansteigt und nachts nicht unter 20 Grad fällt. Bei einer gefühlten Temperatur von 32 Grad am frühen Nachmittag sprechen Fachleute von einer starken, ab 38 Grad von einer extremen Wärmebelastung. Eine Hitzewelle besteht aus mehr als drei Tagen mit Temperaturen über 28 Grad.

Das Risiko steigt laut Bundespsychotherapeutenkammer insbesondere für Personen mit Schizophrenie, Abhängigkeitserkrankungen, Demenz und Depressionen. Bestehende Symptome könnten sich verschlimmern, neue Symptome auftreten. Medikamente wie Psychopharmaka könnten zudem die Regulation der Körpertemperatur beeinträchtigen.

Die Fachleute raten, möglichst im Schatten zu bleiben, ausreichend zu trinken, körperliche Anstrengung und Alkohol an heißen Tagen zu meiden. Bezüglich Medikamenten könne es sinnvoll sein, sich mit dem Hausarzt oder der Psychotherapeutin abzusprechen. Zu letzterem rät auch die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) – insbesondere Personen, die an Herz- oder Gefäßerkrankungen leiden. Ab 65 Jahren sei zudem der Anpassungsprozess des Organismus an hohe Temperaturen verlangsamt.

Angehörige und Pflegekräfte müssten im Sommer verstärkt auf pflegebedürftige Menschen achten, betonte der Bereichsleiter Pflege bei der Kaufmännischen Krankenkasse KKH, Normen Guttandin. Hilfreich könnten neben ausreichend Flüssigkeit auch Fuß- oder Armbäder mit kühlendem Wasser sein oder Wickel mit feuchten Handtüchern. Für alle Menschen seien zudem ausreichend Sonnenschutzmittel, luftdurchlässige Kleidung und eine Kopfbedeckung ratsam.

Am Hitze-Aktionstag an diesem Mittwoch will sich auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu der Thematik äußern.