Bei der Regulierung der Zuwanderung stehen westliche Gesellschaften laut dem niederländischen Migrationsforscher Hein de Haas vor einem sogenannten Migrationstrilemma. Dies bedeute, dass man nicht drei Dinge gleichzeitig haben könne: „eine erfolgreiche Wirtschaft, die eine große Nachfrage nach Arbeitskräften (sowohl hoch als auch niedrig qualifizierte) schafft, eine offene Demokratie, die wir erhalten wollen, und eine deutlich reduzierte Zuwanderung. Es ist unmöglich, alle drei Ziele gleichzeitig zu erreichen“, sagte der Leiter des International Migration Institute in Oxford dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Eine florierende Wirtschaft ziehe Migranten an. In einer liberalen Demokratie, die die grundlegenden Menschenrechte achte, seien die Möglichkeiten begrenzt, die Mobilität von Menschen zu kontrollieren, sagte der Autor des Buchs „Migration – 22 populäre Mythen und was hinter ihnen steckt“. Man könne in einem wohlhabenden Land mit einer alternden Bevölkerung keinen liberalen, offenen Arbeitsmarkt haben und gleichzeitig viel weniger Zuwanderung wollen. Migration diene mächtigen wirtschaftlichen Interessen und komme nicht nur Großunternehmen, sondern auch der Mittelschicht zugute. „Die Menschen bekommen zum Beispiel ihr Essen geliefert, lassen ihre Großeltern von Wanderarbeitern pflegen oder ihre Häuser putzen.“
Gegenwärtig werde in Ländern wie Deutschland oder Frankreich massiv geleugnet, dass viele gering qualifizierte Arbeitsmigranten aus europäischen und außereuropäischen Ländern alle möglichen Arbeiten verrichten, die Einheimische nicht machen wollten, betonte de Haas. Seiner Ansicht nach sei es wahrscheinlich hilfreicher, mehr legale Migrationswege zu schaffen, statt pauschal Grenzen zu schließen oder zu öffnen.