Der Geschäftsführer der Uno-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer, warnt vor den Folgen mangelnder Unterstützung für Krisenländer. “Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir viel größere Herausforderungen bekommen. Es ist wie mit den Brücken: Wir haben sie lange verfallen lassen, nun müssen sie mit viel Geld saniert werden”, sagte Ruhenstroth-Bauer der Augsburger Allgemeinen. Hilfe bedeute Stabilität. “Wir untergraben also letztlich auch unsere eigene Stabilität, wenn wir aufhören, die nötigen Mittel bereitzustellen.” Der Verein Uno-Flüchtlingshilfe ist der deutsche Partner des UNHCR, des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen.
Flüchtlingspolitik: Kritik an Bundesregierung
Ruhenstroth-Bauer kritisierte zudem die Flüchtlingspolitik der neuen Bundesregierung: “Die UNHCR-Repräsentantin in Deutschland, Katharina Thote, hat sehr klar gemacht, dass Deutschland seit vielen Jahrzehnten einer der engsten Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks ist – sie aber auch sehr besorgt ist über die aktuelle Entwicklung, keine Asylanträge mehr an den Landesgrenzen anzunehmen. Diese sehr berechtigte Sorge teile ich.” Thote habe die Bundesregierung aufgefordert, sich an die europäischen Regeln zu halten. “Es war ein sehr klarer Appell. Der UNHCR ist nicht politisch motiviert, für ihn steht die Humanität im Mittelpunkt.”
Weiter monierte Ruhenstroth-Bauer, die öffentliche Debatte über Flucht und Migration sei in Deutschland in eine Schieflage geraten. “Demokratische Parteien liefern sich mit gesichert Rechtsextremen einen verbalen Wettlauf, wer noch mehr fordern kann, aus Sorge, dass ihnen Wählerinnen und Wähler weglaufen. Besser wäre es, sehr konkret zu sagen, was passiert. Die Asylanträge in Deutschland sind im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen.”
Öffentliche Debatte überdeckt Empathie
Wer in diesem Zusammenhang von Katastrophen spreche, solle sich die Fakten anschauen. “Leider überdecken diese Reden die Empathie, die es bei vielen Menschen sehr wohl noch gibt. Es gibt viele Menschen, die unheimlich engagiert sind. Wir sprechen nicht mehr über die Willkommenskultur, aber ich sehe eben ganz viele Initiativen, die sie praktizieren”, so Ruhenstroth-Bauer. “Deshalb müssen wir den Blick auch einmal auf das richten, was sehr gut läuft.”