Predigttext
5 Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; 6 nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger werdet. 7 Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn‘s ihr wohlgeht, so geht‘s euch auch wohl. 11 Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. 13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14 so will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr.
Kennen Sie das Kinderbuch, in dem ein kleiner Bär und ein kleiner Tiger sich aufmachen, um Panama, das „Land ihrer Träume“, zu suchen? Am Ende ihrer Reise kommen sie schließlich dort an, von wo aus sie aufgebrochen waren, in ihrem kleinen Häuschen. Aber der Blick hat sich verändert, sie sehen plötzlich alles mit anderen, mit dankbaren und gar nicht mehr gelangweilten Augen und freuen sich ihres Lebens.
Nur ein Kinderbuch oder auch die Geschichte von uns Menschen, die von Sehnsucht erzählt, von Träumen, von der Suche nach einem Ort, an dem ich sein darf. Wo liegt unser „Panama“?
In guten Beziehungen, im Wohlstand, in einer friedlichen Welt, in der gesundheitlichen Unversehrtheit, in erfüllenden Aufgaben, einem gesunden Klima? Für unendlich viele Menschen im Brot für den nächsten Tag, einer sicheren Unterkunft, dem Ende der Flucht vor Bomben oder wirtschaftlicher Not? Jede und jeder hat ganz eigene Vorstellungen und Träume – überall auf dieser Welt. Dahinter stehen oft ganz existenzielle Not und Angst und Sorge.
Sehnsucht nach einem Ort der Geborgenheit
Gott? Weit weg und unerreichbar, so scheint es. So stelle ich mir auch die Menschen vor, die, verschleppt nach Babylon, längst ihre Harfen in den Wind gehängt hatten: Soll der doch spielen. Weit entfernt von der Heimat mussten sie leben, von Jerusalem mit dem Tempel, in dem sie Gott nahe sein konnten. Sie sehnten sich, so wie auch wir uns manchmal sehnen, zurück an den Ort der Geborgenheit, der Sicherheit. Grund zur Klage gibt’s genug.
Manchmal ist es gut, einfach klagen zu können, zu dürfen und zu erleben: Da ist jemand, der hört, ohne „Ach, das wird schon wieder. Reiß dich nur zusammen“. Es tut gut, wenn die Situation, die Not einfach wahrgenommen wird. Und im Erleben des Zuhörens, im Aussprechen wird Begleitung erfahrbar. Und plötzlich ist Gott da, spürbar, jetzt und hier, auch in der Fremde, auch in der Not.
„Ich weiß wohl, welche Gedanken ich über euch habe: Gedanken des Friedens, dass ich euch Zukunft gebe und Hoffnung“. Das ist wie ein Hoffnungsschimmer, eine neue Perspektive von außen her. Schließlich kann man sich nicht immer alles selber sagen.
Und Zuspruch macht Mut, gibt Kraft, sich umzuschauen im eigenen Leben, wahrzunehmen, welche Möglichkeiten gegeben sind im Hier und Jetzt, die Kraft aufzuschauen, den Blick zu weiten: von der eigenen Situation zur Stadt, zum Land, zur Welt. Nicht nur das eigene, sondern das Gemeinwohl Aller in den Blick zu nehmen.
Suchende sollen sie sein, Suchende können wir sein an der Stelle, an der wir jetzt leben. Suchende und Findende. „So ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen“, heißt es. Unumkehrbar ist dieser Satz. Niemand kann sagen: Du hast ihn noch nicht gefunden, weil du nicht genug angestrengt hast. Denn vor all unserem Tun sind wir von Gott schon längst Gesuchte.
Das heißt: Menschen, die einen Ort haben, an dem sie willkommen sind, Menschen, denen Würde zugesichert ist, die niemand absprechen kann, die Leben miteinander teilen, einander mitteilen und Lasten abnehmen können, Menschen, denen es nicht unzumutbar erscheint, immer wieder nach Möglichkeiten zu suchen, einander das Leben zu erleichtern. Menschen, die wissen, wohin sie gehören und immer, wo sie auch sind, in Gott einen Ansprechpartner finden. Es ist nur eine Möglichkeit, das Leben zu leben – ein Angebot.
Niemand muss Gott suchen. Glaube ist kein Garant für glückliches Leben. Die Konkurrenz anderer Lebensentwürfe bleibt groß und viele von ihnen kosten weniger. Aber das Angebot, das steht, dass wir als Gefundene die Liebe finden, die wir suchen, und uns so dem Frieden öffnen.