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Mercedes-Chef Källenius: Krankmelden ist in Deutschland zu einfach

Mercedes-Chef Ola Källenius stellt das Verfahren der Krankmeldungen für Arbeitnehmer in Deutschland infrage. „Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden. Wer ungerechtfertigt krankmacht, verhält sich unsolidarisch“, sagte Källenius der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). Der FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), der Automanager stoße eine wichtige Debatte an, die differenziert zu führen sei. Prämien für Beschäftigte, die sich nicht krankmelden, hält Ullmann für einen möglichen Weg, um Fehlzeiten zu reduzieren.

Källenius hatte ausgeführt, dass der Krankenstand in Deutschland laut verschiedenen Studien so hoch sei wie lange nicht. „Auch in unseren deutschen Werken ist das so“, sagte der Vorstandschef des Autobauers. Die Mercedes-Werke seien überall auf der Welt gleich, es gebe die gleichen Gesundheitsleistungen, die gleiche Arbeitsumgebung. „Und trotzdem ist der Krankenstand in Deutschland teils mehr als doppelt so hoch“, sagte Källenius. „Das müsste man politisch lösen“, forderte er.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland sind verpflichtet, ihren Arbeitgeber unverzüglich über eine Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer zu informieren. Bei einem Ausfall von mehr als drei Kalendertagen ist dem Entgeltfortzahlungsgesetz zufolge eine ärztliche Bescheinigung erforderlich. Diese kann das Unternehmen aber auch früher verlangen.

Auf Anfrage des SWR erklärte der Gesamtbetriebsrat von Mercedes-Benz am Wochenende, um dem Krankenstand entgegenzuwirken, müssten die Ursachen analysiert werden. „Wir sind überzeugt, dass Wertschätzung und Anerkennung der Leistungen unserer Kolleginnen und Kollegen die beste Medizin sind, um die Motivation und Gesundheit der Beschäftigten langfristig zu stärken und eine gute Arbeitsmoral zu sichern“, erklärte die Mitarbeitervertretung.

Der FDP-Gesundheitspolitiker Ullmann hält finanzielle Anreize für Beschäftigte zum Reduzieren von Fehlzeiten für beispielgebend. Er nannte es eine „verantwortungsvolle Eigeninitiative“ der Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG), den Beschäftigten eine Prämie von bis zu 1.000 Euro jährlich zu zahlen, wenn sie sich nicht krankmelden.

Der Mediziner und gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion sagte dem epd, jeder Missbrauch von Krankmeldungen belaste nicht nur das System, sondern auch Kolleginnen und Kollegen, die solidarisch einspringen. „Gleichzeitig ist aber auch klar, dass die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten ihre Arbeitsunfähigkeitsmeldungen aus berechtigten Gründen einreicht“, fügte Ullmann hinzu.

Um Missbrauch zu vermeiden, sollten aus seiner Sicht alle Formen der Krankschreibung standardisiert werden. Die Selbstverwaltung der Mediziner müsse vom Gesetzgeber beauftragt werden, eine praxisnahe Umsetzung sicherzustellen. Eine mögliche Regelung wäre aus Sicht des FDP-Politikers auch, dass telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen nur bei Kurzzeiterkrankungen wie Erkältungen oder grippalen Infekten und maximal einmal pro Quartal ausgestellt werden dürfen. „So bleiben die Vorteile der telefonischen Krankschreibung erhalten, während eine übermäßige Nutzung verhindert wird“, sagte er.