Zum elften Jahrestag des Völkermords an der jesidischen Bevölkerung im Irak durch die Terrormiliz „Islamischen Staat“ (IS) fordern Menschenrechtler einen Abschiebestopp für Jesiden in den Irak und nach Syrien. In beiden Ländern habe sich die politische Lage für die jesidische Gemeinschaft und andere Minderheiten nicht verbessert, sagte der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, am Mittwoch in Göttingen. Die deutsche Bundesregierung müsse deshalb einen Abschiebestopp für Jesiden verhängen.
Das syrisch-irakische Grenzgebiet, von wo aus der IS 2014 die jesidische Bergregion Sindschar angriff, bleibe weiterhin instabil, erklärte Sido. Die islamistischen Milizen, die nach dem Sturz des Assad-Regimes in Damaskus und weiten Teilen Syriens die Macht übernommen haben, seien zumindest ideologisch sehr eng mit dem IS verbunden. Gleichzeitig gelinge es der irakischen Zentralregierung und der Regionalregierung in Irakisch-Kurdistan nach wie vor nicht, sich über die administrative Zugehörigkeit des jesidischen Kerngebietes Sindschar zu einigen.
Am 3. August 2014 hatte der IS die jesidische Gemeinschaft im nordirakischen Sindschar überfallen und mehrere tausend Menschen ermordet. Etwa 7.000 Frauen und Mädchen wurden in die Sklaverei verschleppt. 2.000 von ihnen gelten bis heute als vermisst.