Der Menschenrechtsexperte Martin Lessenthin hat von der Bundesregierung mehr Anstrengungen zur Verbesserung der Religionsfreiheit in anderen Ländern gefordert. „Deutschland muss weg vom ‘Business as usual’“, sagte der Historiker dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Die religiöse Selbstbestimmung und die Menschenrechte dürfen für keinen Menschen und durch keinen Staat eingeschränkt werden.“
„China wie Indien wollen mit Deutschland gute Geschäfte machen“, fügte Lessenthin hinzu, der von 2001 bis 2023 als Vorstandssprecher der Menschenrechtsorganisation IGFM tätig war: „Dafür müssen sie zeigen, dass sie die elementaren Rechte achten.“ Die Verfolgung von Hauskirchengemeinden, die brutale Bekämpfung des tibetischen Buddhismus und der muslimischen Uiguren durch die Kommunistische Partei Chinas müssten immer Thema sein, wenn sich Regierungsvertreter begegnen.
Zu Indien sagte Lessenthin, diskriminierende Anti-Konversionsgesetze, Hassverbrechen und Mordanschläge durch Hindu-Extremisten dürften von den Regierenden nicht heruntergespielt oder gar geleugnet werden. „Die aufstrebende Weltmacht Indien ist eine Demokratie. Religiöser Hass steht im Gegensatz zur Entstehungsgeschichte der Gründer der indischen Bundesrepublik.“
Mit Blick auf den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober erklärte der Menschenrechtsexperte, die Bundesregierung müsse Menschen in die Schranken weisen, die religiösen Hass verbreiten. Sie müsse auch deutlich machen, „dass diejenigen, die zu uns kommen, aber religiöse Toleranz nicht akzeptieren und praktizieren, keinen Platz bei uns haben“. Eine Toleranz für gewalttätige Intoleranz dürfe in Deutschland keinen Platz haben.
Der 1957 in Legden (Münsterland) geborene Lessenthin ist seit 2023 Mitherausgeber der Jahrbücher für Religionsfreiheit und Botschafter für Menschenrechte. Auf Beschluss des Deutschen Bundestags wurde er 2016 in das Kuratorium des Deutschen Instituts für Menschenrechte (DIMR), Berlin gewählt und 2020 für eine zweite Amtsperiode gewählt.