Die Mehrheit der Deutschen hat laut einer Studie Angst vor Cyberangriffen. Der Digitalverband Bitkom fordert mehr Schutzmaßnahmen.
Kliniken, kritische Infrastruktur, zuletzt die Deutsche Bischofskonferenz: Hackerangriffe nehmen zu. “Deutschland wird täglich digital angegriffen”, erklärte Ralf Wintergerst, Präsident des Digitalverbands Bitkom, bei der Vorstellung einer Studie zu Cybercrime am Donnerstag in München im Vorfeld der Münchner Cyber-Sicherheitskonferenz. Die Grenzen zwischen Cybercrime und hybrider Kriegsführung, zwischen privaten und staatlichen Akteuren seien inzwischen fließend. “Die Bedrohungslage wird sich verschärfen”, warnte Wintergerst.
Eine Umfrage des Verbands unter 1.115 Menschen ab 16 Jahren in Deutschland trägt der Entwicklung Rechnung. Demnach hat eine Mehrheit der Deutschen Angst vor Cyberangriffen. So schätzen 70 Prozent der Befragten die Gefahr durch Cyberkriminalität insgesamt als hoch ein, ebenso viele halten Deutschland für schlecht vorbereitet. 61 Prozent haben Angst vor einem Cyberkrieg, für rund zwei Drittel (64 Prozent) ist Deutschland dafür nicht gut gewappnet.
Als größte Bedrohung mit Blick auf Hackerangriffe empfinden die Befragten der Umfrage zufolge Russland (98 Prozent) und China (84 Prozent). Knapp ein Drittel der Befragten hält die USA für die größte Bedrohung. “Die USA waren und sind für Deutschland und Europa ein wichtiger Partner. Die Einschätzung der Menschen zeigt aber, dass die Grenzen zwischen Freund und Feind nicht mehr so klar sind, wie noch vor 10 oder 20 Jahren”, sagte Wintergerst.
Knapp 80 Prozent der Menschen gehen davon aus, dass die größte Bedrohung dabei von ausländischen Geheimdiensten ausgeht, knapp 70 Prozent sorgen sich vor Cyberangriffen der organisierten Kriminalität. Rund 60 Prozent halten Angriffe durch politische oder religiöse Extremisten für die größte Bedrohung.
Während die Gefahr für sich selbst und die eigene Familie nur von 37 Prozent der Menschen in Deutschland als sehr hoch oder eher hoch eingeschätzt wird, gilt die Bedrohungslage für Deutschland allgemein mit 70 Prozent als sehr hoch oder eher hoch. 63 Prozent denken demnach, dass Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen – wie etwa Untersee-Kabel – für Deutschland eine größere Bedrohung darstellen als konventionelle militärische Angriffe.
Bitkom-Präsident Wintergerst forderte, dass die nationale Sicherheit auch im digitalen Raum gestärkt werden müsse. Nach Angaben des Digitalverbands sind bislang erst zwei von 30 Cybersicherheitsvorhaben in der Nationalen Sicherheitsstrategie umgesetzt worden. 19 Maßnahmen seien in der Umsetzung, 9 noch nicht begonnen worden. Zu letzteren zählten etwa Investitionen in die Cyber-Sicherheit und Prozesse für den Krisenfall, die noch nicht erstellt worden seien.