Angesichts der Krisen der Gegenwart stehen die Kirchen nach Ansicht des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister vor einer wichtigen Aufgabe für den Zusammenhalt der Gesellschaft. „Wir schulden der Welt einen gegenseitig bereichernden Dialog mit Menschen anderer Glaubensrichtungen und auch mit jenen, die ohne Glauben sind“, sagte der evangelische Theologe am Sonntag in Hannover in einem Gottesdienst mit Gästen aus England. „Das Christentum muss konfessionelle, kulturelle und soziale Grenzen überschreiten, um seinen universellen Auftrag zu erfüllen.“
Meister sprach zum Abschluss eines Treffens der sogenannten „Meissen-Kommission“, in der Protestanten aus Deutschland und England ihre Zusammenarbeit vertiefen wollen. Dazu waren am Wochenende Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der anglikanischen Kirche im niedersächsischen Kloster Loccum zusammengekommen. Die 33. Tagung der Kommission stand unter der Überschrift „Gefährdete Demokratie und die Rolle der Kirchen“.
Die permanente Bedrohung durch Pandemie, Kriege und Terror überfordere heute viele Menschen, sagte Meister laut Redemanuskript. „Politische Inkonsequenz und Dauergeschrei lassen viele zweifeln an der Tragfähigkeit unserer Demokratie.“ Radikale Meinungen, rechtsradikales Gedankengut und Hassbotschaften würden wieder gesellschaftsfähig – das mache viele ratlos. In dieser Situation komme es auch entscheidend auf die Stimme und das Handeln der Kirche an, unterstrich der Bischof.
Mit Blick auf Gefühle von Wut, Zorn, Hass und Bitterkeit nach den Terrorangriffen der Hamas-Milizen auf Israel und Israels Reaktion darauf mahnte Meister zum Maßhalten und zur Besonnenheit. „Du bist nicht nur verzweifelt, zornig, laut, böswillig“, sagte er unter Berufung auf einen Bibeltext. „Du bist ein Mensch voller Mitgefühl und Barmherzigkeit.“