Band-Shirts mit Albumcovern aus den Siebzigern hängen seit einigen Jahren wieder in den Filialen großer Modeketten. Pink Floyd ist auch dabei, vor allem natürlich das ikonische Prisma des Albums „The Dark Side Of The Moon“. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Gründung der Band im Jahr 1965 sind auch die visuellen Werke der Band zu einem festen Bestandteil der Popkultur geworden.
Mit „Pink Floyd Exhibition: Their Mortal Remains“ ist in Dortmund eine Ausstellung zu sehen, die auch all jenen, die von der Geschichte hinter den bekannten Visuals keine Ahnung mehr haben, einen Einblick in die über 50-jährige Bandgeschichte eröffnet. Über den Dächern des Ruhrgebiets, in der sechsten Etage im Dortmunder U ist aus Originalinstrumenten, Interviewsequenzen, Briefen, Bandpostern, Plattencovern, unveröffentlichten Konzertaufnahmen und natürlich der Musik ein Universum zusammengesammelt worden, das vor allem die Stimmung von damals rekonstruiert und durch die Entwicklungsgeschichte der Band führt.
Eintauchen in ein Stück Musikgeschichte
Nach einer schwierigen Vorbereitung stehe jetzt alles, sagte der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) vor der Eröffnung. „Dortmund ist also heute wieder im Pink-Floyd-Fieber.“ Nach Stationen in London und Rom ist die Multimedia-Schau nun bis zum 10. Februar 2019 zu Gast im Ruhrgebiet. Dortmund ist der einzige Ausstellungsort der Retrospektive in Deutschland.
Schon 1981 war Dortmund ein Mekka für Pink-Floyd-Jünger. Denn damals war die Stadt im Ruhrgebiet neben Los Angeles, New York und London die vierte und einzige deutsche Station auf der Welttour der britischen Kultband. „An viel aus den Tagen in Dortmund erinnere ich mich nicht“, sagte der Schlagzeuger Nick Mason bei der Eröffnung der Ausstellung. „Die Zeit war zwar sehr intensiv, aber wir haben die meiste Zeit in der Hotelbar oder auf der Bühne verbracht.“
Besucher können in Dortmund nun wieder eintauchen in die Geschichte der britischen Kultband. Und eintauchen ist hier keine Floskel: Mit geräuschdämpfenden Kopfhörern tritt man durch eine Tür in die Dunkelheit und findet sich visuell und musikalisch im psychedelischen London der späten 1960er Jahre wieder. Von der Welt da draußen sind die Ausstellungsräume vollkommen abgeschirmt. An den Wänden hängen Briefe und Plakate aus der Anfangszeit, als die Band sich noch größtenteils an Rhythm and Blues orientierte.
Es geht chronologisch weiter mit dem experimentierfreudigen Album „Meddle“ und dem wohl bekanntesten Album „The Dark Side Of The Moon“, das 1973 erschien. Für Aubrey Powell, den Kurator und damaligen Grafik-Guru der Band, war der chronologische Aufbau der Ausstellung wichtig, damit auch junge Menschen die Entwicklung der Band verstehen und die Stimmung von damals aufsaugen können. „Es war eine emotionale Reise in die Vergangenheit“, sagt er. Von Powell ist auch das ikonische Plattencover, das ein Prisma und einen Lichtstrahl zeigt, der sich in die Farben des Regenbogens bricht.
Ergänzt werden die Erinnerungsstücke durch Interviews und Bilder der Bandmitglieder Syd Barrett, Roger Waters, Richard Wright, Nick Mason und David Gilmour, der für Barrett dazustieß, als der Sänger und Gitarrist sich zurückzog. Auch für den Schlagzeuger Mason ist die Ausstellung eine Reise in die Vergangenheit. „Die Ausstellung ist ein emotionales Sammelalbum aus 50 Jahren meines Lebens“, sagte er. Sein Lieblingsstück sei das Mischpult, an dem Besucher die Songs selbst zusammenmixen können.
Der Raum, in dem die beiden Pulte stehen, ist das musikalische Herzstück der Ausstellung. Hier steht auch Masons Schlagzeug. Auch der Sequencer wird erklärt, mit dem die Band Anfang der 1970er Jahre als eine der ersten Tonfolgen aufnahm und so elektronische Loops und Soundeffekte in ihre musikalische DNA miteinbaute. Hier werden die Jamsessions gezeigt, die zu den bekanntesten Stücken der Band führten.
Aber nicht nur die musikalische Entwicklung der Kultband steht im Vordergrund. Auch die Inhalte und Themen, die die Band beschäftigten, nehmen einen großen Teil der Schau ein. So sind Probleme wie Gier, Ehrgeiz und Entfremdung etwa auf der Platte „Wish You Were Here“ sehr präsent. Mit Anlehnung an George Orwells „Farm der Tiere“ nimmt „Animals“ aus dem Jahr 1977 Bezug zu industriellen Unruhen, dem wirtschaftlichen Abschwung und den Rassenkonflikten zu der Zeit in England.
Gegen Ende der Ausstellung landen die Besucher in einem großen Raum voll von den aufblasbaren Figuren und Gebilden, mit denen die Band ihren späteren Konzerten mehr Leben einhauchen wollte. Er habe sich in den großen Stadien vom Publikum entfremdet gefühlt, erzählt der Sänger und Bassist Roger Waters dort in einem Interview. Die Band habe nicht nur als kleine Punkte auf der Bühne gesehen werden wollen.
Und auch heute noch tragen die riesigen Köpfe, Fabelwesen und vor allem die Nachbildung der großen Mauer der „The Wall“-Tour Anfang der 1990er die Besucher mitten hinein ins Pink-Floyd-Universum.
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags und freitags bis 20 Uhr.