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Mehrheit der Lehrkräfte sagt: Sonderschulen müssen bleiben

Drei von vier Lehrkräften in Baden-Württemberg halten es laut einer Umfrage derzeit für besser, wenn behinderte Kinder an speziellen Förderschulen unterrichtet werden. Selbst unter den Lehrern, die selbst inklusiv unterrichten, sind 70 Prozent für eine Beschulung in Sonderschulen, geht aus einer am Montag in Stuttgart vorgestellten Umfrage des Landesverbands Bildung und Erziehung (VBE) hervor. Der Landesvorsitzende Gerhard Brand macht fehlende Barrierefreiheit in Schulen und mangelnde Ausbildung der Lehrkräfte für die kritische Bewertung des inklusiven Unterrichts verantwortlich.

Die Mehrheit der Lehrer befürworte zwar grundsätzlich weiterhin auch eine gemeinsame Beschulung, doch sinke dieser Wert, sagte Brand. Der Anteil der Lehrkräfte, die bei sich selbst fundierte sonderpädagogische Kenntnisse sehen, hat sich der Umfrage zufolge in den vergangenen zehn Jahren von 25 auf 12 Prozent halbiert. Jede dritte Lehrkraft gab an, noch nie an einer Fortbildung zum Thema Inklusion teilgenommen zu haben.

Erhebliche Mängel herrschen nach Auskunft der Befragten auch bei der Barrierefreiheit an Schulen. 43 Prozent sagen, ihre Schule sei nicht barrierefrei – bei den Grundschulen sind es sogar 53 Prozent. Selbst an Schulen mit inklusiven Klassen sehen 38 Prozent nur eine eingeschränkte Zugänglichkeit.

Es sei mehr Zeit und mehr gezielte Weiterbildung für eine gelingende Inklusion erforderlich, mahnte Brand. Dazu müssten auch die Klassengrößen reduziert werden, wenn Kinder mit Einschränkungen dort unterrichtet werden. Auch müsse der Lehramts-Studiengang Sonderpädagogik zwingend erhalten bleiben.

Für eine gelingende Inklusion braucht es nach Brands Worten zudem ein Netzwerk an unterstützenden Fachkräften. Doch seien an 60 Prozent der Schulen keine dieser multiprofessionellen Teams im Einsatz. Der VBE-Landesvorsitzende fordert des Weiteren eine bessere digitale Infrastruktur, mit deren Hilfe Kinder individueller unterrichtet werden könnten.

Die Umfrage unter 500 Lehrkräften im Südwesten ist Teil einer bundesweiten Studie, für die zwischen 10. März und 11. April insgesamt 2.737 Pädagogen telefonisch und per Internet befragt wurden. (1285/02.06.2025)