Artikel teilen:

Mehr Zeit für Kultur in Deutschland – vor allem am Bildschirm

Lesen, Malen oder einfach Fernsehschauen? Die Menschen in Deutschland verbringen mehr Zeit mit Kultur im weitesten Sinne als noch vor zehn Jahren. Unterschiede in den Aktivitäten gibt es nach Alter und Bildung.

Die Menschen in Deutschland haben zuletzt mehr Zeit mit Kultur verbracht als noch vor zehn Jahren. Für kulturelle Aktivitäten wurden 2022 im Durchschnitt 24 Stunden in der Woche aufgebracht, etwa eine Stunde und 40 Minuten mehr als noch im Jahr 2012, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Die Steigerung komme dabei im Wesentlichen durch mehr Zeit für Videospiele zusammen. Die Zeit fürs Lesen hat hingegen abgenommen, jedoch nicht in allen Bevölkerungsteilen.

Die Statistik folgte dabei der breiter gefassten Definition des Deutschen Kulturrates. Demnach fallen Theater- und Museumsbesuche ebenso unter kulturelle Aktivitäten wie das Lesen, Fernsehgucken und eben das digitale oder analoge Spielen. Qualität oder Unterhaltungswert des jeweils konsumierten Kulturgutes spielt dabei keine Rolle.

Das ist nicht unerheblich, denn so fällt mit knapp 15 Stunden der größte Teil der kulturellen Wochenaktivität auf das Fernsehgucken beziehungsweise Streamen. Die Fernsehzeit habe sich dabei in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt um genau eine halbe Stunde erhöht, hieß es.

Laut Statistik wenden Menschen mit niedriger Bildung über 30 Stunden wöchentlich für Kulturaktivitäten auf, Menschen mit hoher Bildung hingegen nur knapp 24 Stunden. Allerdings gebe es in der für die jeweiligen Tätigkeiten investierte Zeit Unterschiede: So schauten Menschen mit niedriger Bildung im Schnitt 20 Stunden und 51 Minuten wöchentlich fern beziehungsweise streamten, Menschen mit höherer Bildung etwas über 14 Stunden.

Das Lesen und Vorlesen von Büchern und Zeitschriften – analog wie digital – war demnach die zweithäufigste kulturelle Aktivität, mit etwas über drei Stunden wöchentlich allerdings mit weitem Abstand zum Fernsehen. Als einzige der aufgeführten Kulturaktivitäten verringerte sich dabei die durchschnittliche Lesezeit, um fast 40 Minuten in der Woche – und das durch alle Bildungsschichten. Jedoch lesen Menschen mit höherer Bildung mit im Schnitt fast vier Stunden immer noch knapp 50 Minuten mehr in der Woche als Menschen mit niedriger Bildung.

Auch für den Besuch von kulturellen Einrichtungen wie Kinos, Theater, Museen und Konzerten investierten höher Gebildete knapp 40 Minuten wöchentlich mehr Zeit. Jedoch ist die Zeit mit einer Stunde und 50 Minuten beziehungsweise einer Stunde und 13 Minuten in beiden Bevölkerungsgruppen im Zehnjahresvergleich gestiegen.

Die Statistiker verwiesen darauf, dass es sich bei allen genannten Aktivitäten um die Rezeption beziehungsweise den Konsum von Kultur handele. Die eigenständige Produktion, also Musizieren, Schreiben oder Malen, macht demnach mit 23 Minuten gerade einmal zwei Prozent der wöchentlichen kulturellen Aktivität aus. Hier stechen vor allem Personen mit höherer Bildung mit 27 Minuten heraus; Menschen mit mittlerer Bildung kämen auf 14 Minuten, für Menschen mit niedriger Bildung weist die Statistik gar keinen Wert auf.