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Mehr Arbeitsausfälle wegen psychischer Erkrankung

Berlin/Düsseldorf – Der neue BKK-Gesundheitsatlas „Blickpunkt Psyche“ bestätigt den Trend: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden häufiger und immer länger wegen psychischer Leiden krankgeschrieben. Allerdings geht aus den Datenanalysen, die in Berlin vorgestellt wurden, auch hervor, dass der Gipfel erreicht sein könnte. Denn die psychischen Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung haben seit den 1990er Jahren nicht zugenommen. Sie werden nur häufiger erkannt – und inzwischen teilweise auch vorschnell diagnostiziert.
Dem BKK-Report zufolge gehen 15 Prozent aller Krankentage mit ärztlichem Attest auf eine psychische Erkrankung zurück, die im Schnitt 40 Tage dauert. In den meisten Fällen lautet die Dia­gnose auf Depression, was den Angaben zufolge für eine besonders lange Ausfallzeit sorgt: Im Schnitt sind es 58 Tage pro Fall, in Nordrhein-Westfalen sogar 67. Damit haben sich die Krankentage wegen seelischer Leiden gegenüber 2003 mehr als verdoppelt.
Gleichzeitig kommt der Report zu dem Ergebnis, dass auf der Basis epidemiologischer Untersuchungen keine generelle Zunahme psychischer Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung zu verzeichnen ist. Dafür gibt es laut BKK-Bericht zwei Erklärungen. Zum einen werden heute psychische Leiden häufiger auch von Hausärzten und Allgemeinmedizinern erkannt. Zum anderen handelt es sich aber bei der Depression inzwischen offenbar um eine Modediagnose. Sie werde auch bei nur leicht beeinträchtigten Menschen gestellt, um ihnen überhaupt Unterstützung oder Hilfen anbieten zu können, heißt es zur Erklärung. Noch vor zehn bis 15 Jahren seien Patienten mit Symptomen, die auf psychische Leiden hindeuten, viel häufiger auf unklare körperliche Beschwerden hin behandelt worden.
Dem Report zufolge werden Frauen öfter als Männer mit einer psychischen Diagnose krankgeschrieben. Eine Depression wird am häufigsten in den letzen Berufsjahren attestiert, während das Burn-out-Syndrom ab 30 bis 60 Jahren gleichbleibend häufig vorkommt. Die beiden Bevölkerungsgruppen, die am häufigsten eine Depression attestiert bekommen, sind Rentnerinnen und Rentner und Arbeitslose.
Der BKK-Dachverband vertritt 87 Betriebskrankenkassen und vier BKK-Landesverbände. epd