Zum Internationalen Tag der Jugend am 12. August fordert der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg den Ausbau niederschwelliger Angebote für Jugendliche mit psychischen Erkrankungen. Die häufigsten Ursachen für stationäre Behandlungen von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen seien Depressionen, Angst- oder Essstörungen, teilte der Wohlfahrtsverband am Freitag in Stuttgart mit. Im Jahr 2021 sei laut Statistischem Landesamt knapp jeder fünfte stationäre Patient im Alter von 10 bis 17 Jahren aufgrund psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen behandelt worden.
Es brauche deshalb den Ausbau niederschwelliger Angebote wie Anlauf- und Beratungsstellen, ambulante Dienste und Präventionsprogramme an Schulen. Wichtig sei, diese in der jugendlichen Lebenswelt zu verorten. Auch Eltern bräuchten mehr Unterstützungsangebote, um psychische Probleme bei ihren Kindern frühzeitig zu erkennen. Um die langen Wartezeiten zu verkürzen, solle die Zahl der Therapieplätze und des Fachpersonals in der Kinder- und Jugendpsychiatrie dringend erhöht werden. Schulen benötigten zusätzliche Mittel für Präventionsprogramme.
Das selbstverletzende Verhalten in Form von tiefen Schnitten, Verbrennungen und selbst zugefügten Platzwunden am Kopf habe in den vergangenen Jahren sehr zugenommen, sagte Sylvia Künstler, Geschäftsführerin beim Verein für Psychoanalytische Sozialarbeit Rottenburg-Tübingen. Daneben gebe es eine starke Tendenz des Rückzugs aus der Welt in das eigene kleine Zimmer, verbunden mit lang anhaltendem Schulschwänzen. Bei schweren psychischen Beeinträchtigungen ebne „Hausunterricht“ den Weg zurück in öffentliche Schulen. Der Weg in die oft als bedrohlich oder zumindest als unangenehm erlebte Außenwelt werde eng begleitet.
Der Verein für Psychoanalytische Sozialarbeit Rottenburg-Tübingen arbeitet seit 1978 mit schwer psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen. (1804/09.08.2024)