Frankfurt a.M. Nach weiteren Rettungen im zentralen Mittelmeer haben zwei Schiffe jeweils mehr als 250 Flüchtlinge an Bord. Die „Humanity 1“ rettete in der Nacht zum Dienstag und am Dienstagmorgen etwa 150 Menschen aus Seenot vor der libyschen Küste, wie die Organisation SOS Humanity, die das Schiff betreibt, mitteilte. Die Besatzung der „Geo Barents“ von Ärzte ohne Grenzen nahm ebenfalls am Morgen 90 Menschen auf, die Libyen am Vortag in einem überfüllten und instabilen Schlauchboot verlassen hatten. Die zuständigen Stellen unter anderem in Malta und Italien haben laut SOS Humanity bislang noch nicht auf die Bitte nach einer Koordinierung der Rettung reagiert.
Unter den Geretteten auf der „Geo Barents“ befinden sich demnach zwei Schwangere und mehr als 30 Kinder, das jüngste davon zwei Jahre alt. Davor hatte die Besatzung in zwei Einsätzen 164 Menschen an Bord geholt, darunter 50 unbegleitete Minderjährige.
Notruf in der Nacht
Die „Humanity1“ eilte den Angaben zufolge nach einem Notruf der Organisation Alarm Phone in der Nacht auf Dienstag einem seeuntüchtigen, doppelstöckigen Holzboot zu Hilfe, das sich stark zur Seite neigte und zu kentern drohte. Die Besatzung des Rettungsschiffes „Louise Michel“ hatte die 49 Geflüchteten bereits mit Schwimmwesten versorgt. Laut SOS Humanity war auch ein Schiff der libyschen Küstenwache vor Ort und näherte sich dem Boot dermaßen, dass einige Menschen ins Wasser fielen. Schließlich konnten sie auf die „Humanity 1“ gebracht werden. In den Morgenstunden des Dienstags nahm die Besatzung weitere über 100 Menschen aus einem überfüllten Schlauchboot an Bord.
Temperaturen sinken
Am Wochenende hatten die „Louise Michel“ und die „Humanity 1“ bei sinkenden Temperaturen bereits einen Einsatz gehabt. Die Besatzung der „Louise Michel“ hatte 103 Menschen aus einem Schlauchboot gerettet, die die „Humanity 1“ dann übernahm, weil das Schiff größer und besser zur Versorgung vieler Menschen geeignet ist. Auch während dieser Rettung durch die „Louise Michel“ fuhr laut SOS Humanity ein Schnellboot der libyschen Küstenwache heran, sodass die Menschen in Panik gerieten und Wasser ins Schlauchboot eindrang. Aus diesem Grund habe sich die Besatzung zur Aufnahme der Flüchtlinge entschieden, ohne auf die herannahende „Humanity 1“ zu warten.
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten nach Flüchtlingen in Seenot Ausschau. Die libysche Küstenwache, die vorwiegend aus Milizionären besteht, versucht immer wieder, die Fliehenden zu einer Rückkehr nach Libyen zu zwingen, wo ihnen Gewalt und Not droht. Bei der Überquerung des Mittelmeers kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr bereits fast 2.000 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen. (epd)