Kardinal Reinhard Marx hat vor den gesellschaftlichen Folgen eines Bedeutungsverlusts von Religion gewarnt. „Demokratie setzt Religion voraus“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Gespräch im Rahmen des 60. Andechser Europatags der Paneuropa-Union Deutschland am Samstagabend. „Die Grundlage unserer Zivilisation ist die biblische Botschaft, dass alle Menschen gleich an Würde sind“, betonte Marx. Das Verschwinden von Religion und biblischem Glauben sei deshalb gefährlich für die Demokratie.
Wenn Menschen bei kriegerischen Auseinandersetzungen wie aktuell in der Ukraine oder in Israel zu Menschen erster und zweiter Klasse deklariert würden, sei das „das Ende der Zivilisation“, sagte der Kardinal. Allerdings sei Religion „nicht immer Teil der Lösung, sondern Teil des Problems, denn man kann sie benutzen“, räumte er ein. Es sei „blasphemisch, wenn Frauen und Kinder massakriert werden und man dabei ruft: Gott ist groß“. Er höre dabei zu wenig Widerspruch aus der arabischen Welt.
Die Paneuropa Union versteht sich nach eigenen Aussagen als übernationale und überparteiliche Bewegung für ein „in Freiheit, Recht und Frieden“ vereinigtes Europa. Sie wurde 1922 gegründet und gilt den Angaben zufolge als erste und älteste europäische Einigungsbewegung. (00/3349/15.10.2023)