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Maritim-Hotel Travemünde: Zwischen Klotz und Wahrzeichen

Das Maritim-Hotel in Travemünde ist seit November 2012 Tagungsort der Landessynode der Nordkirche. An dem Hotel-Turm direkt am Strand scheiden sich aber die Geister.

Das Maritim-Hotel liegt nur ein paar Schritte entfernt vom Travemünder Strand
Das Maritim-Hotel liegt nur ein paar Schritte entfernt vom Travemünder StrandNadine Heggen

Für die einen ist es der „hässliche Klotz“ der Lübecker Bucht, für andere das Wahrzeichen von Travemünde: Das Maritim-Strandhotel polarisiert seit seinem Bau vor 51 Jahren. Der „Spiegel“ berichtete damals über eine Bürgerinitiative, die Unterschriften gegen die Errichtung des „riesigen Betonfingers“ sammelte, jedoch ohne Erfolg. 1973 wurde das Maritim eröffnet. 119 Meter ragt das weiße Hochhaus in den Himmel und ist damit nach der Lübecker Marienkirche das zweithöchste Gebäude Schleswig-Holsteins.

Bei Urlaubern ist das Hotel deutschlandweit beliebt wegen seines Komforts und der exponierten Lage direkt an der Strandpromenade zwischen Trave und Ostsee. Der Bau beherbergt 360 Eigentumswohnungen und 240 Hotelzimmer der gehobenen Kategorie. Eine Übernachtung kostet zwischen 110 und 400 Euro.

Maritim: Die dunkle Seite des Hotel-Klotzes

Während die Hotelgäste die Nähe zum Meer genießen, hat der Hotelturm für Strandkorbvermieter buchstäblich auch dunkle Seiten. An Sonnentagen wirft das Hotel einen nicht unerheblichen Schatten auf den Strand. Die Strandkorbbesitzer wechseln jährlich ihre Plätze. So muss jeder mal auf die Sonne verzichten.

Die Landessynode der Nordkirche tagt seit November 2012 im Maritim. In der I. und II. Legislatur haben jeweils 19 Tagungen im Strandhotel stattgefunden. Zuvor hatten bereits die verfassungsgebende Synode im Oktober 2010 sowie eine Sondertagung im Januar 2011 hier stattgefunden.

Warum das Maritim-Hotel in Travemünde? „Wir haben das Maritim ausgewählt, weil es eines der wenigen Hotels mit genügend Platz war und zudem zentral im Gebiet der Nordkirche liegt. Außerdem werden wir zuvorkommend behandelt, das Hotel geht auf unsere Wünsche bei Nachhaltigkeit sowie veganer oder vegetarischer Verpflegung ein. Und: In der Coronazeit hat das Maritim uns vieles ermöglicht bei der Organisation digitaler Synoden“, erklärt Präses Ulrike Hillmann.

Der Stadt Lübeck liegt das Hotel offenbar besonders am Herzen. Vor fünf Jahren stellte sie den Bau mit seinen 35 Etagen unter Denkmalschutz. Der Bau nahe der ehemaligen DDR-Grenze habe besonderen städtebaulichen Wert, hieß es. Außerdem beherbergt er das höchste Leuchtfeuer Europas, das den Schiffen im Dunkeln den Weg nach Travemünde weist.

Hotel-Zimmer unter Denkmalschutz

Auch die teilweise noch ursprüngliche Einrichtung im Stil der 1970er-Jahre müsse erhalten bleiben. Dazu gehören Kassettendecken aus Mahagoni-Holz und Marmorsäulen in der Eingangshalle sowie im Ostseerestaurant. Bei Hotelbetreiber und Eigentümern löste die Auszeichnung verhaltene Freude aus: „Jede Restaurierung und jeder Umbau müssen seitdem von der Denkmalschutzbehörde abgesegnet werden“, erklärt Hoteldirektor Thomas Liedl.

Die Etagen vier und sechs sind ein besonders sensibler Bereich. Dort sind Bäder und Zimmertüren noch im Originalzustand. Statt digitaler Karte bekommt der Gast einen Schlüssel für den in die Jahre gekommenen Türknauf. Im Zimmer selbst sind dann nicht nur die großen Pötte auf der Ostsee ein Blickfang, sondern auch die Wandfliesen im Badezimmer, die dem Betrachter in einem knalligen Rot-Orange förmlich ins Auge springen.

Nicht jedermanns Sache: Das Bad der denkmalgeschützten Zimmer hat Fließen in einem knalligen Orange
Nicht jedermanns Sache: Das Bad der denkmalgeschützten Zimmer hat Fließen in einem knalligen OrangeNadine Heggen

Vor ein paar Monaten fielen in einem Bad einige Fliesen von der Wand. „Wir können sie nirgends mehr bestellen und suchen mit dem Denkmalschutz nach einer Lösung. Das Zimmer können wir erst mal nicht vermieten“, sagt Liedl, der das Hotel seit 2017 leitet. Dabei gebe es durchaus Liebhaber, die diese Zimmer gerade wegen ihrer ursprünglichen Ausstattung buchten.

Mit der Auslastung des Hotels ist der Direktor zufrieden. „80 Prozent unserer Gäste sind Urlauber, 20 Prozent Geschäftsreisende und Kongressteilnehmende. So können wir das Hotel ganzjährig auslasten.“ Ein breites Angebot an Veranstaltungs- und Seminarräumen ist typisch für die Hotelkette, die aktuell 25 Hotels in Deutschland und zwölf im Ausland betreibt. In Travemünde bietet der größte Saal „Maritim“ bis zu 800 Sitzplätze. Unter anderem tagt dort dreimal jährlich das Parlament der Nordkirche. Auch Tanzgalas und Bälle werden regelmäßig in dem Saal gefeiert.
Zu den elf weiteren Konferenzräumen gehören auch die Salons „Würzburg“ und „Nürnberg“. Sie dienten als Fernsehräume, bis die Hotelzimmer mit TV-Geräten ausgestattet wurden. In „Nürnberg“ lief das Programm der ARD, „Würzburg“ zeigte ZDF.

Restaurant “Über den Wolken” musste schließen

Ein Publikumsmagnet des Hotels war lange Zeit das Restaurant „Über den Wolken“ in der obersten Etage. Das zu drei Seiten verglaste Lokal bietet bei klarem Wetter einen weiten Blick über den Priwall, Nordwestmecklenburg, die Trave und die Lübecker Bucht. Der einzige Gästeaufzug zum Restaurant blieb aber zuletzt immer wieder stecken. 2019 musste das Restaurant schließen. Eine neue Aufzuganlage für 600.000 Euro war geplant. Dann kam die Corona-Pandemie, und das Vorhaben ist auf unbestimmte Zeit verschoben.