Weihnachten endet für viele bereits am 6. Januar, dem Dreikönigstag. Oder noch eher: mit dem zweiten Weihnachtsfeiertag, wenn bereits die ersten Christbäume am Straßenrand liegen.
Zum Weihnachtsfest gehört das Thema Licht. Dass Gott Mensch wird, symbolisiert das Licht, das in die Welt kommt und die Finsternis vertreibt. „Das ewig Licht geht da herein, gibt der Welt ein neuen Schein; es leucht wohl mitten in der Nacht und uns des Lichtes Kinder macht“, so dichtete Martin Luther in dem Weihnachtslied „Gelobet seist Du Jesus Christ“.
Zum weihnachtlichen Festkreis gehören Folgefeste, die auf die Geburt von Jesus Christus bezogen sind. Dazu gehört der 2. Februar. Als Weihnachten noch am Dreikönigstag gefeiert wurde, fiel Maria Lichtmess auf den 14. Februar – den heutigen Valentinstag. Im evangelischen Kirchenjahr heißt das Fest „Tag der Darstellung Jesu im Tempel“. Wegen der Lichterprozession, die in katholischen und orthodoxen Kirchen stattfand, wurde auch der Name Lichtmess üblich.
Mariä Lichtmess: Früher endete 40 Tage nach Weihnachten die Weihnachtszeit
Früher endete mit „Mariä Lichtmess“ 40 Tage nach Weihnachten die Weihnachtszeit. Mancherorts sieht man das heute noch, wenn die letzten Herrnhuter Sterne und Lichterbögen Anfang Februar erlöschen. Die meisten Bräuche und Bedeutungen von Mariä Lichtmess gingen aber verloren. Obwohl der Name des Feiertages vor allem der Mutter Jesu gewidmet war, steht heute der Knabe Jesus und sein erster Besuch im Tempel von Jerusalem im Vordergrund.
Doch zunächst zum Licht. Denn das ist wichtig nicht nur für den Namen des Festtages. Licht schafft Leben. Ohne Licht gäbe es keine Menschen, Tiere oder Pflanzen auf der Erde. Erst durch Sonnenlicht können Pflanzen im Zuge der Photosynthese den lebensnotwendigen Sauerstoff bilden. Auch die Wärme, die die Sonne erzeugt, ist entscheidend für das Leben auf der Erde. Licht war und ist zudem prägend für die kulturelle und historische Entwicklung unserer Zivilisationen. Aber es ist noch viel mehr. Kein Wunder, dass Licht im Schöpfungsbericht der Bibel an erster Stelle steht. Gott knipst erst einmal das Licht an, bevor er sein großes Schöpfungswerk beginnt. Genauer gesagt ist es sein erster Akt im 1. Kapitel des 1. Buch Mose. Gott erschafft die Sonne für das Licht am Tag und das kleine Licht, den Mond und die Sterne für ein wenig Licht in der Nacht. Und findet es gut so (1. Mose 1,4). Zufrieden macht er weiter.
Das Licht als religiöse Symbolkraft an Mariä Lichtmess
Licht dringt auch in Redewendungen in unsere Sprache: Licht am Ende des Tunnels, Licht der Welt erblicken, etwas ans Licht bringen, ein kleines Licht sein, Licht ins Dunkle bringen oder das Licht scheuen. Jenseits physikalischer Vorgänge umschreiben diese Sprachprägungen menschliche Schicksale und große Emotionen.
Licht hat auch eine große Symbolkraft in den Religionen. In der Bibel stehen Licht und Finsternis für Gut und Böse, für Gott und Christus oder den Verleumder, den teuflischen Diabolos, aber auch für den Himmel und die Welt, die von Gott nichts wissen will.
Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8,12). Erscheinen Engel, umleuchtet sie und die Staunenden drumherum ein helles Licht. Für Psalmbeter ist Gottes Weisung ihres Fußes Leuchte und ein Licht auf ihrem Weg. Es gibt Orientierung und fungiert als Kompass, wie für das Volk Israel die Feuersäule in der Wüste auf dem Weg ins gelobte Land. So bittet der Beter in Psalm 43,3: „Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung.“ Der Verfasser des Jakobusbriefes weiß: „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts“ (1,17).
Mariä Lichtmess: Feiertag mit tiefen Wurzeln
Zurück zum kirchlichen Feiertag Lichtmess. In vielen Gegenden Deutschlands war Mariä Lichtmess der Tag, an dem der Weihnachtsschmuck aus den Kirchen und Häusern entfernt wurde. Seit der Reform der Liturgie ist das Ende der Weihnachtszeit auf den 6. Januar vorgerutscht, auf den Dreikönigstag, evangelisch Epiphanias (Erscheinung). Das Datum hängt mit einer alten jüdischen Tradition zusammen.
Darstellung des Herrn, Mariä Reinigung oder Mariä Lichtmess – drei Namen hat dieser eine Tag. Was bedeuten sie? Das Ereignis, das am 2. Februar gefeiert wird, erzählt Lukas 2,22-39: Nach jüdischem Gesetz mussten sich Frauen nach einer Niederkunft einem Reinigungsritual unterziehen. Denn sie galten nach der Geburt eines Knaben für 40 Tage, eines Mädchens für 80 Tage als unrein (3. Mose 12,1-8). Als Reinigungsopfer mussten sie dem Priester ein Schaf oder eine Taube übergeben. Darauf geht die Bezeichnung „Mariä Reinigung“ zurück. Nach alter Tradition gehörte zudem jeder erstgeborene Sohn Gott. Er muss vor Gott gebracht, „dargestellt“ und durch ein Geldopfer „freigekauft“ werden. Als Jesu Eltern ihr Kind in den Tempel bringen, begegnen sie dabei dem alten Simeon und der Prophetin Hanna. Beide erkannten darin den Erlöser Israels. Simeon pries ihn nach dem Evangelium des Lukas als „ein Licht, zu erleuchten die Heiden“.

In einigen katholischen oder auch orthodoxen Gemeinden bringen Gläubige zu Mariä Lichtmess ihre Kerzen in die Kirche, um sie weihen zu lassen. Diese Lichtermesse wurde früher mit einer Lichterprozession gefeiert. Die Kerzen sollten göttlichen Segen in die Häuser bringen. Dort wurden sie meist zum Beten in dunklen Morgen- oder Abendstunden oder zur Krankenwache entzündet.
Mariä Lichtmess hatte auch in der Landwirtschaft eine besondere Bedeutung: Dienstmägde und Knechte, die einfache Arbeiten auf den Höfen der Bauern übernahmen, bekamen ihren Lohn ausgezahlt. Gleichzeitig beendeten manche das Arbeitsverhältnis, um auf einem anderen Bauernhof zu arbeiten – diesen Anstellungswechsel bezeichnet man als „Dienstbotenwandern“.
Mariä Lichtmess und der Tag des Murmeltiers haben gewisse Gemeinsamkeiten
An Lichtmess knüpfen sich Bauernregeln: „Lichtmess fängt der Bauersmann neu mit des Jahres Arbeit an.“ Oder: „An Lichtmess Sonnenschein, der bringt noch viel Schnee herein; gibt es aber Regen und keinen Sonnenblick, ist der Winter fort und kehrt nicht mehr zurück.“ Auch hier spielt das Licht, die Sonne, die entscheidende Rolle.
In den USA feiert man am 2. Februar den „Groundhog Day“, den beliebten Tag des Murmeltiers. Es heißt, überwinternde Tiere würden, wenn sie hervorkommen, den Frühlings vorhersagen. In der Kleinstadt Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania wurde Murmeltier „Phil“ als Wetterfrosch auserkoren. Erwacht Phil aus seinem Winterschlaf, verlässt den Bau und wirft mit seinem Körper einen Schatten auf den Boden, soll – so die Legende – der Winter noch sechs Wochen bleiben. Wirft das Tier keinen Schatten, naht der Frühling. Die Prognosen des Murmeltiers sind zwar meist falsch – für Schaulistige ist das Ereignis trotzdem ein Spektakel.
Für Christinnen und Christen ist Lichtmess, um den herum das Licht spürbar zunimmt und die Tage länger werden, ein Zeichen für Christus. Sein Wort steht wie eine Leuchtmarkierung vor uns: für ein Leben in Frieden und für Gottes Gerechtigkeit. Jeder muss nach der Weihnachtszeit in den Alltag zurück, oft genug in das Leid. Aber alle nehmen den hellen Schein mit, der sie ermutigt, weiter in Gottes Licht als seine Kinder zu leben (Epheser 5,8). Jesus ruft uns, wie Gott ihn rief: „Ihr seid das Licht der Welt. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Matthäus 5,14.16). So kann es licht und hell werden auf der Erde. Nicht nur vom Sonnenlicht.