Artikel teilen:

Malchow: Gedenken an die jugendlichen Opfer der “Werwolf-Tragödie”

Mit einer Gedenkveranstaltung soll am 4. Juli (11.45 Uhr) in Malchow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) an die jugendlichen Opfer der sogenannten Werwolf-Tragödie 1945/1946 erinnert werden. Die Gedenkrede wird der Landesbeauftragte Mecklenburg-Vorpommerns für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Burkhard Bley, halten, wie Bley am Mittwoch in Schwerin informierte. Zum Gedenken gehören unter anderem auch eine Kranzniederlegung und eine Andacht.

Bley sagte vorab: „Die Stadtgesellschaft in Malchow erinnert seit vielen Jahren zum Auftakt des traditionellen Malchower Stadtfestes an die Jugendlichen aus ihrer Mitte, die Opfer des ‘roten Terrors’ der Sowjetmacht wurden.“ Die sowjetische Besatzungsmacht habe nach der Befreiung vom NS-Regime in ihrer Besatzungszone eine neue Diktatur errichtet, „in der sie vermeintliche Feinde blindwütig und brutal verfolgte und sie auszulöschen versuchte. Mit unserem Gedenken bewahren wir die Namen und Schicksale dieser Menschen vor dem Vergessen“, sagte der Landesbeauftragte.

In Malchow wurden den Angaben zufolge Ende 1945 und Anfang 1946 von der sowjetischen Geheimpolizei NKWD 33 Jugendliche verhaftet. „Sie wurden in der Villa Blanck und auch im Keller der Dienststelle der sowjetischen Geheimpolizei in Waren (Müritz) mit brutalen Methoden verhört. Unter Folter wurden Geständnisse erpresst, auf deren Grundlage sie in Waren und Güstrow verurteilt wurden wegen des Vorwurfs der Tätigkeit für die angebliche nationalsozialistische Sabotageorganisation Werwolf“, hieß es.

Laut Mitteilung überlebten 13 Jugendliche die Haft nicht. Die Überlebenden erlitten fünf bis sechs Jahre Lagerhaft, einige wurden erst 1954 nach über acht Jahren entlassen. Alle verhafteten Malchower Jugendlichen wurden vom Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation am 18. Oktober 1991 rehabilitiert.

Tausende junge Menschen wurden den Angaben zufolge in der sowjetischen Besatzungszone unter dem angeblichen Verdacht der Werwolf-Tätigkeit verhaftet. „Viele von ihnen überlebten nicht, wurden hingerichtet oder starben an den Bedingungen der Haft in den Speziallagern des NKWD“, hieß es. Allein bis Ende 1946 seien mindestens 6.000 Jugendliche in den Speziallagern inhaftiert worden.

Neben den Verhaftungen in Malchow sei die Verfolgung von Jugendlichen aus Buchholz, Bützow, Dömitz, Güstrow, Laage, Loitz, Parchim, Penzlin, Reinshagen, Schönberg und Schwaan bekannt geworden. Die Jugendlichen aus MV kamen demnach über das NKWD-Gefängnis Nr. 5 Alt Strelitz in sowjetische Speziallager, wie das Speziallager Nr. 7 im ehemaligen KZ Sachsenhausen, und wurden teilweise auch danach noch in DDR-Gefängnissen wie Untermaßfeld oder Luckau weiter eingesperrt.