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Männerberater: “Überwindung des Patriarchats” ist kein Spaziergang

Patriarchale Gesellschaftsstrukturen sind nach Ansicht des Männerberaters Boris von Heesen nicht nur ein Problem für Frauen: „Nur etwa ein Drittel aller Männer findet die patriarchalen Strukturen gut“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler und Autor („Was Männer kosten“) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die übrigen zwei Drittel seien entweder progressiv und für echte Gleichberechtigung oder unentschlossen. „Klar ist: Pseudo-männliches Gebahren kostet die Gesellschaft unnötig viel Geld und schadet damit auch einem Großteil der Männer, die sich eben nicht so verhalten.“

Am Donnerstag (14. November) hält von Heesen auf Einladung der Deutschen Gewerkschaftsbundes Mittelfranken (DGB) im Theater Ansbach einen Vortrag mit dem Titel „Das Patriarchat überwinden“. „Das wird ein leicht provozierender Vortrag“, kündigte der in Frankfurt am Main lebende von Heesen an. Das sei wichtig, um am Ende nicht nur in ein schweigendes Publikum zu blicken, sondern eine lebhafte Diskussion zu führen. „Ich werde über die Schieflage der Geschlechter in unserer Gesellschaft sprechen“, erläuterte er: „Wir müssen uns doch fragen, weshalb 94 Prozent der Gefängnisinsassen männlich sind.“

Der Weg aus einem patriarchalen System sei sowohl für Frauen als auch für Männer kein Spaziergang. „An diesem System sind alle beteiligt“, sagte von Heesen, allerdings nutze es eben vor allem den Männern. „Daher sind vor allem die Männer in der Pflicht, aufzustehen und sich in entsprechenden Situationen mit unbequemen Positionen zu Wort zu melden“, erläuterte der Autor: „Wenn beim Männerausflug im Fußballstadion sexistische oder homophobe Sprüche fallen, muss man dagegen Position beziehen.“ Die Reaktion sei dann oft Stille – und meist sei auch der geplante Ausflug vorbei: „Das muss man in Kauf nehmen!“

Von Heesen sagte, er habe durch seine Positionierung schon „einige männliche Freunde verloren“. Dennoch fühle es sich „richtig und entlastend“ an, sich solch patriarchalem Gehabe entgegenzustellen: „Diese pseudo-männlichen Verhaltensweisen sind ungesund – für einen selbst und die Gesellschaft.“ Jeder Mann müsse für sich selbst lernen, „so zu sein, wie er ist, und nicht, wie die immer noch weitverbreitete Erwartungshaltung ist“. Um diese Stereotype aufzubrechen, müsse man früh ansetzen – schon im Kindergarten und der Schule. Und es brauche flächendeckende Männerberatungsstellen: „Bayern ist da Vorreiter.“