Die LutherMuseen haben am Dienstagabend in Wittenberg ein neues Buch über die „Briefkultur der Reformationszeit“ präsentiert. Die Epoche im 16. Jahrhundert sei eine Hochzeit der Briefkultur gewesen, betonte die Stiftung Luthergedenkstätten. Humanistisch geschulte Autoren seien miteinander in Briefwechsel getreten und hätten über theologische sowie politische Themen beraten. Zudem hätten sie sich über Fragen des täglichen Lebens unterrichtet und einander Feindschaft oder Freundschaft bekundet.
Der neue Band in der Schriftenreihe der Stiftung ist unter anderem den Briefwechseln zwischen Martin Luther (1483-1546) und Erasmus von Rotterdam (um 1466-1536), den Spuren des Persönlichen in theologischen Briefen und Luthers Liebe zur Musik gewidmet. Entstanden ist die Publikation im Nachgang zu einer Tagung, die Anfang 2023 anlässlich der Verabschiedung von Stefan Rhein als Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Wittenberg stattfand.
Bei der Vorstellung des Tagungsbandes sagte Rhein, mehr als 9.700 Briefe des Reformators Philipp Melanchthon (1497-1560) seien erhalten, die meisten darunter Schreiben Melanchthons an andere Personen, da er seine Korrespondenz nicht geordnet habe. Der Weggefährte Luthers habe Briefpartner in mehr als 500 Städten gehabt, darunter Florenz, London, Brüssel, Riga und Istanbul. Knapp 1.200 Empfänger seiner Briefe seien bekannt, führte Rhein aus.
Für Melanchthon, der oft zurückgezogen gelebt habe, seien Briefe eines der zentralen Mittel gewesen, um sich auszudrücken, im Gegensatz zu Luther, der in einigen Phasen eher die Geselligkeit gesucht habe. Beide Reformatoren hätten vor allem auf Latein geschrieben, teilweise ihre eigenen Briefe ins Deutsche übersetzt.
Der Herausgeber des Bandes, der Germanist und Theologe Johannes Schilling, ist zugleich Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Luthergedenkstätten. Er sagte, der Band biete Einblicke in die Überlieferungsgeschichte von Briefen, die Bedeutung von Reformationsbriefwechseln sowie die Verwendung von Briefen in Kunstwerken. So habe Esther Wipfler vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München die Porträts von Reformatoren analysiert, in denen diese oft mit Zetteln oder Briefen in der Hand dargestellt worden seien. Diese Schriftstücke habe sie versucht zu identifizieren.
Die Schriftenreihe der Stiftung Luthergedenkstätten erscheint seit 2001. Die neue Publikation ist der 27. Band in der Reihe. Er versammelt unter anderem Beiträge von Volker Leppin, Matthias Meinhardt, Stefan Michel und Christine Mundhenk.