Mit einer Kranzniederlegung und einem Gebet in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz haben die 357 Delegierten der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes am Freitag der Opfer des Holocausts gedacht. Mit Bussen fuhren die Vertreter von 150 lutherischen Kirchen weltweit vom Tagungsort in Krakau zum früheren NS-Vernichtungslager, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden. Für viele Vertreter aus Afrika, Lateinamerika oder Südostasien war es der erste Besuch in einer KZ-Gedenkstätte.
In kleinen Gruppen besichtigten die Lutheraner die Museumsräume mit der Sammlung von menschlichem Haar, übrig gebliebenen Gepäckstücken der Deportierten und besuchten eine erhaltene Gaskammer. An der sogenannten Todeswand des ehemaligen Konzentrationslagers im Hof von Block 11, vor der viele Gefangene erschossen wurden, legten der scheidende Präsident des LWB, der nigerianische Erzbischof Panti Filibus Musa, und Generalsekretärin Anne Burghardt einen Kranz nieder. Begleitet wurden sie dabei von Bischof Adrian Korczago aus der Krakauer Diözese der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen.
In einem Gebet baten sie darum, dass die Menschen nicht gleichgültig bleiben. Im Lagerteil Birkenau, dem eigentlichen Vernichtungslager, gingen die Delegierten schweigend einen Gebetspfad entlang, der auf dem Boden des Lagers mit grauem Stoff markiert war. An einer Stelle verteilten sie getrocknete Blumen auf dem sandigen Lagerboden, und sangen das Kyrie als traditionelles christliches Klagegebet.
“Für uns ist die wichtigste Botschaft dieses Besuchs, dass wir Menschen zum Nachdenken darüber bringen wollen, dass man nicht passiv und indifferent bleiben kann, wenn Menschen wegen ihrer Religion, ihres Geschlechts, oder anderer Aspekte ihres Menschseins gequält und verfolgt werden”, sagte Korczago. “Indem wir diese sehr drastischen Bilder von Trauma, Folter und Tod sehen, hoffen wir, dass Besucher neu über die unterschiedlichen Formen von Verfolgung nachdenken, die es heute in der Welt gibt.”