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Lutherische Kirche in der Ukraine in der Krise

Die ukrainische lutherische Kirche, Partnerkirche der bayerischen Protestanten, steht vor einer Zerreißprobe.

München/Odessa – Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine sei «völlig gespalten», mehr als die Hälfte der rund 30 Gemeinden habe die Kirche verlassen, sagte Oberkirchenrat Michael Martin, zuständig für die Auslandsbeziehungen der bayerischen Landeskirche, am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Konflikte seien vor allem auf Bischof Serge Maschewski zurückzuführen, der «alles selbst im Griff haben will, sich mit abweichenden Meinungen schwer tut und überall Gegner und Widersacher sieht», sagte Martin.

Maschewski, der 2013 in das kirchliche Führungsamt gewählt wurde, wurde zu Sowjetzeiten in Kasachstan geboren. Vorher waren die Bischöfe der ukrainischen Lutheraner Pfarrer aus Bayern. Nach einer Zeit des Aufbruchs sei die Kirche angesichts der «Ernüchterung des Alltags» in alte, aus der Zeit des Kommunismus bekannte Muster der Gleichschaltung zurückgefallen, sagte Martin. Außerdem habe sich für die ukrainischen Lutheraner sehr negativ ausgewirkt, dass die erfahrenen Kirchenmitglieder, die häufig die Gemeinden getragen haben, nach Deutschland ausgewandert seien.

Da die bayerische Landeskirche keine transparenten Abrechnungen über ihrer Zuschüsse bekomme und sich Bischof Maschewski Gesprächen verweigere, sei die Partnerschaft ausgesetzt worden, sagte Martin.

Allerdings habe die Landeskirche immer noch das Ziel, die Partnerschaft wieder aufzunehmen und die ukrainische Kirche, die auf deutsche Aussiedler zurückgeht, auf dem Weg in die Selbstständigkeit nach Kräften zu unterstützen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass Bischof Maschewski doch zu Gesprächen und zur Versöhnung bereit sei, erläuterte der Oberkirchenrat. Außerdem sei eine transparente Abrechnung der Zuschüsse für die Wiederaufnahme der Partnerschaft nötig.