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Luther lebt

Wie fröhlich und einladend der evangelische Glauben sein kann, bewiesen am vergangenen Wochenende gleich vier Kirchenkreisfeste in Dortmund, Hagen, Gütersloh und Lüdenscheid

Das Wochenende der Kreiskirchentage, so hätte man das erste Juliwochenende nennen können. In Dortmund, Hagen, Gütersloh und Lüdenscheid feierten die evangelischen Kirchenkreise. Dabei ging es um Luther und gleichzeitig um die Kirche heute in ihrer lebendigsten Form.

Luther hätte das Fest gefallen

Bunt, actionreich und spielerisch ging es in Dortmund zwischen den beiden Stadtkirchen St. Reinoldi und St. Marien zu. Auf der Hauptbühne hielt der Journalist und Präsident des Evangelischen Kirchentags 2019, Hans Leyendecker, eine Bibelarbeit über die Bergpredigt und rief dazu auf, „mit der Einheit in Vielfalt endlich weiterzukommen“. Die Laienbewegungen der katholischen und der evangelischen Kirche seien „schon lange auf dem Weg“. Musik, Theater, Poetry-Slam und Kabarett sowie Gäste wie der Autor und Grimme-Preisträger Ralf Caspers und der Liedermacher Gerhard Schöne  wechselten sich dann auf der Bühne ab. Daneben lief rund um die Kirchen ein Programm mit Skylift zum „einfach frei“ schweben, einem Kinderdorf und Luthers Thesentür. Die Kirchengemeinden aus Dortmund, Lünen und Selm baten an langen Tafeln zu Tisch. St. Petri präsentierte sich als Kirche der Stille.
„Martin Luther hätte Reformationsfest gefallen“ – so titelte die Tageszeitung Westfalenpost nach dem Fest in Hagen. Auf dem Programm stand neben Interviews mit Superintendentin Verena Schmidt und Oberbürgermeister Erik O. Schulz viel Musik mit der Gospelformation Living Voices und der Band ELI Worship. Ein Höhepunkt war die Versteigerung der Luther-Zeichnung des Hagener Künstlers Uwe Will. Der Optimismus, mit dem sich das Organisationsteam trotz schlechter Wetterprognosen auch für den Abschlussgottesdienst unter freiem Himmel entschieden hatte, wurde belohnt. „Es war ein rundum tolles Wochenende, das unserer Idee von einem Reformationsjubiläum, das wir mit möglichst vielen Menschen unseres Kirchenkreises feiern wollen, absolut gerecht geworden ist“, resümierte Superintendentin Verena Schmidt.
Auch im Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg kam an Martin Luther niemand vorbei. Mitmachen, das war an den rund 60 Ständen in der Lüdenscheider Innenstadt gefragt bei Selbsttests mit der Rauschbrille bei der Drogenberatung des Diakonischen Werkes, Bibelworten in 6000 Sprachen bei der Internationalen Sprachenmission oder auch bei der großen Familienshow „Ganz schön stark“ mit Daniel Kallauch. Viele Besucher gönnten sich das Erlebnis, das Motto „himmelwärts 2017“ am eigenen Leib zu erfahren. Sie schwebten mit „AirEmotion“ minutenlang in 30 Meter Höhe über das Festgelände.

Alte Thesen und moderne Botschaften

Wie Kirche in Afrika Flagge zeigt, erklärte Bischof Abednego Keshomshahara aus Tansania. Die afrikanischen Amtsbrüder stellen hier die Kraft des Glaubens gegen obskure Gebetspraktiken und bizarren Wunderglauben. Luthers Thesen und moderne Botschaften: Besucher konnten auf dem Festgelände ihre eigenen Lehrsätze und Bekenntnisse über die Thesen Martin Luthers an eine Holztür nageln. Die modernen Thesen sprechen vom Wunsch nach Frieden, Offenheit und Brüderlichkeit. Ihre ganz eigenen Wünsche schickten die vielen Besucher zum krönenden Abschluss an Ballons zum Himmel.
Strahlende Gesichter gab es schließlich in Gütersloh: 20 000 Menschen zählten die Veranstalter beim Kreiskirchentag in der Innenstadt unter dem Motto „Frei nach Luther“. Trotz durchwachsenen Wetters war die Stimmung prächtig. Eröffnungsgottesdienste, Konzerte, Informationsstände mit Mitmach-Aktionen sowie das „Rote Sofa“ von UK auf der Hauptbühne am Berliner Platz erfreuten sich großen Zuspruchs.
Einer der Höhepunkte war die Wette, die Superintendent Frank Schneider mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der umliegenden Kommunen geschlossen hatte: „Ihr schafft es nicht, 60 Playmobil-Lutherfiguren in zehn Minuten zusammenzubauen.“ Die schafften’s doch – und lösten trotzdem ihren Wetteinsatz ein und sangen „Ein feste Burg ist unser Gott“. Die Pfarrerschaft revanchierte sich mit dem alten Schlager „Wenn bei Capri die rote Sonne …“.

Mit Material von Uwe Bitzel, Kristina Hußmann, Elke Teipel, gmh