Zahlreiche Wege und Straßen in Baden-Württemberg sind nach dem Schriftsteller, Arzt und NS-Vordenker Ludwig Finckh (1876-1964) benannt. Seine langjährige Wohngemeinde Gaienhofen (Kreis Konstanz) will das jetzt ändern. Am Dienstag beschloss der Gemeinderat der Bodenseegemeinde einstimmig, den „Ludwig-Finckh-Weg“ in „Seeheimstraße“ umzubenennen. Auch die 1926 verliehene Ehrenbürgerschaft soll ihm symbolisch aberkannt werden.
Vorausgegangen war ein neun Jahre währender Prozess. Bereits 2016 wurde die Debatte durch Forschungen des Freiburger Historikers Markus Wolter angestoßen. Nun hat sich der amtierende Bürgermeister Jürgen Maas (CDU) der Sache angenommen und den Historiker Ulrich Büttner, Leiter des Bildungszentrums Konstanz, beauftragt.
Büttner legte bei der Sitzung des Gemeinderats anhand der Forschungen von Markus Wolter und der Werke von Ludwig Finckh dar, warum dieser sich nicht als Namensgeber für eine Ehrung eigne. So habe Finckh in seinem Roman „Die Jakobsleiter“ von 1920 bereits das völkische „Glückssymbol“, das Hakenkreuz, verwendet. Dieses habe von Anfang an eine antisemitische Bedeutung gehabt. Im Buch „Der Ahnenhorst“ habe er bereits 1923 „die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ begrüßt, sagte Büttner.
In der Folge habe sich Finckh als selbsternannter „Rassenhygieniker“ einen Namen gemacht unter den führenden Nationalsozialisten und speziell zu den Themen „Ahnenforschung“, „Sippenkunde“ und „Blutsbewusstsein“ referiert. Auch nach dem Krieg habe er keinen Abstand von seinen Ansichten genommen, sagte der Historiker.
Auch der Schriftsteller Hermann Hesse, mit dem Finckh zu dessen Gaienhofener Zeit (1904 bis 1912) befreundet war, habe Finckh als einen „vernagelten Nazi“ bezeichnet. Alles „Schnee von gestern“, wie manche Anlieger fanden? „Gerade jetzt sollte man das Thema wieder aufgreifen“, sagte Bürgermeister Jürgen Maas. Abzuwägen seien Verdienste gegen Gesinnung. (3284/17.12.2025)