Als Jugendtrainer des TSV Grünwald hat Fußballlegende Lothar Matthäus das Handtuch geworfen. Schuld daran war nicht die Mannschaft.
im Kinder- und Jugendfußball gibt es nach Ansicht von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ein Problem: überehrgeizige und streitbare Eltern. Deswegen habe er als Jugendtrainer des TSV Grünwald aufgegeben, sagte Matthäus der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). “Die Schimpfereien untereinander waren mir zu viel. Nachts um elf Uhr habe ich Anrufe von Eltern bekommen und morgens um sieben Uhr Whatsapp-Nachrichten. Diese Unzufriedenheit hat überhandgenommen. Den Eltern habe ich gesagt, dass es mir keinen Spaß mehr macht, weil so viel gestritten wird außerhalb des Platzes.”
Mit einigen Eltern habe man durchaus vernünftig reden können, räumte der Weltmeister von 1990 ein. Aber viele hätten immer nur wissen wollen, warum ihr Sohn nicht spiele oder nur auf einer bestimmten Position zum Einsatz komme. “Man kann durchaus diskutieren, aber nicht ständig”, betonte Matthäus.
Über sein Engagement als Trainer berichtete Matthäus: “Ich wollte ja auch wissen, wie es den Kindern geht. Ob sie in der Schule Probleme haben oder zu Hause, wegen der Konzentration.” Dann könne er besser einschätzen, wie belastbar ein Kind sei. “Und dann kann ich auch verstehen, wenn ein Kind mal nicht zum Training kommt. Aber wenn einer dreimal hintereinander nicht zum Training kommt, hat er auch nicht das Recht zu spielen. Das verstehen einige Eltern nicht.”
Auf die Frage, ob das Verhalten der Eltern etwas damit zu tun habe, dass die Menschen in einer wohlhabenden Gemeinde wie Grünwald vielleicht mehr Zeit hätten, sich einzumischen, antwortete Matthäus, das könne durchaus sein. “Die fahren nach Feierabend mit dem Kind zum Training und bleiben dort, weil zu Hause nicht mehr so viel zu tun ist. Der Gärtner war gerade da, und die Küche wurde aufgeräumt.”
Aber generell hätten viele Eltern junger Fußballer Schwierigkeiten, die Situation ihres Kindes nicht richtig einzuschätzen. Sie erwarteten von ihrem Kind, dass es ein zweiter Messi werde, fügte der Ex-Fußballer hinzu. “Privattrainer dreimal die Woche, zusätzliches Lauftraining im Wald, Gewichte stemmen mit zehn Jahren und dreimal noch zusätzlich trainieren die Woche.”
Der Fußballprofi riet Vätern und Müttern zu mehr Entspannung. “Die Eltern gehen doch auch nicht jeden Tag in die Schule zum Lehrer und beschweren sich. Oder rufen den Lehrer fünfmal an am Tag. Ich habe sie gebeten, vernünftig zu sein und sich nicht einzumischen. Anfeuern ja, aber lasst uns trainieren.”