Eine illuminierte mittelalterliche Handschrift aus dem Kloster Medingen bei Uelzen bereichert künftig die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Die um 1470 entstandene sogenannte „Medinger Osterorationale“ sei dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Klosterkammer Hannover für 130.000 Euro erworben worden, teilte die Bibliothek am Mittwoch mit. Die Kulturstiftung förderte den Ankauf mit 100.000 Euro. Eine Osterorationale ist eine liturgische, verzierte Handschrift mit Gebeten für das Osterfest.
Mit dem Erwerb ergänzt die Bibliothek ihren Bestand an Handschriften aus norddeutschen Frauenklöstern. Das Werk soll den Angaben zufolge dauerhaft der Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um die Erforschung spätmittelalterlicher Buchkultur und Frauenklöster in Niedersachsen zu stärken.
Die Handschrift sei ein herausragendes Beispiel für die zentrale Aufgabe der Klosterkammer, das reiche kulturelle Erbe der niedersächsischen Klöster zu bewahren und zugänglich zu machen, sagte Thela Wernstedt, Präsidentin der Klosterkammer Hannover. „Sie erzählt Geschichten von der Frömmigkeit und dem intellektuellen Leben der Frauenklöster, die einst prägende Bildungsorte unserer Region waren und es heute noch sind.“
Die Herzog August Bibliothek gehört eigenen Angaben zufolge zu den international führenden Forschungszentren für die Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ihre Sammlung der Handschriften und Bücher von Herzog August dem Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg (1579-1666) bilde neben einer Vielzahl anderer Sammlungen den Kern der Forschungsbibliothek, die fortlaufend ergänzt werde.
Medingen zählt zu den sechs „Lüneburger Klöstern“, die sich seit dem Mittelalter erhalten haben. Es geht auf eine Gründung des Zisterzienser-Ordens im 13. Jahrhundert zurück und ist bekannt für eine große Zahl erhaltener Gebetbücher, die von den Zisterzienserinnen eigenhändig geschrieben und ausgemalt wurden. In dem heute evangelischen Kloster lebt nach wie vor eine Gemeinschaft von Frauen.