100 Jahre verborgen: Eine Handschrift von Annette von Droste-Hülshoff wechselt aus Privatbesitz ins Westfälische Literaturarchiv. Sie zeigt, wie sich die Autorin in einer männlich dominierten Welt behauptete.
Das Westfälische Literaturarchiv in Münster hat aus Privatbesitz ein Manuskript von Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) als Dauerleihgabe erhalten. Damit wird die 40-seitige Handschrift des Romans “Ledwina” der Forschung zugänglich gemacht, wie die Kulturstiftung der Länder am Mittwoch in Berlin bekannt gab.
In dem unvollendeten Stück geht es um Ledwina von Brenkfeld, die mit Fieberträumen und Zukunftsängsten kämpft. Der Text gilt laut Kulturstiftung als Ausdruck der Emanzipation von Droste-Hülshoff, die sich im beginnenden 19. Jahrhundert gegen die Mehrzahl an männlichen Schriftstellern habe durchsetzen müssen.
Der Generalsekretär der Kulturstiftung, Markus Hilgert, kündigte an, dass das Werk erforscht und für die Literaturgeschichte der Frauen fruchtbar gemacht werden solle. Frauen seien in der Geschichte der Literatur unterrepräsentiert. Die Handschrift habe sich über mehr als 100 Jahre im Privatbesitz befunden.
Das Westfälische Landesarchiv beherbergt nach eigenen Angaben die größte deutsche Sammlung an Droste-Texten. Die Schriftstellerin gilt als bedeutendste deutschsprachige Autorin des 19. Jahrhunderts. Unter anderem ihre Novelle “Die Judenbuche” und Gedichte wie der Zyklus “Haidebilder” sind Weltliteratur.
Die Kulturstiftung der Länder fördert und berät im Auftrag der 16 Bundesländer Projekte und Initiativen in den Bereichen Kunst und Kultur. Die Bewahrung historischer Dokumente ist eine dieser Aufgaben.