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Investigativ-Journalist Leyendecker: Guter Journalismus hat Zukunft

Der Journalist Hans Leyendecker sieht auch in Zeiten massiver Umwälzungen und Herausforderungen eine Zukunft für guten Journalismus im Sport und anderen Ressorts. Maßgeblich seien eine einordnende und originelle Berichterstattung, aber auch die Haltung, für etwas einzustehen und sich nicht verbiegen zu lassen von kurzfristigen Moden oder der Sucht nach Anerkennung, sagte der langjährige Investigativ-Journalist von „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“ am Dienstag beim sechsten Sportethischen Fachtag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Frankfurt am Main. „Journalismus hat Zukunft. Diese Zukunft liegt im guten Journalismus.“

Der in Leichlingen im Rheinisch-Bergischen Kreis lebende Investigativ-Journalist nimmt im derzeitigen Sportjournalismus große Qualitätsunterschiede wahr. Auf der einen Seite habe das Ressort in den vergangenen Jahren deutlich an Ansehen gewonnen, und es gebe Medien mit einer hervorragenden Berichterstattung. Auf der anderen Seite sei der Sportjournalismus in Teilen blasser, feiger und oberflächlicher geworden.

Die Jagd auf Klicks und das Heranschmeißen an das Publikum gehe oft zulasten der Qualität, unterstrich er. Es gebe Journalisten, die über Vereine berichteten, ohne das Vereinsgelände überhaupt zu kennen. „Der Journalist braucht Nähe zu Informanten. Und er braucht gleichzeitig Distanz – manchmal auch zu sich selbst“, sagte Leyendecker, der Präsident des 37. Deutscher Evangelischen Kirchentags in Dortmund war.

Der Theologe und Sozialethiker Michael Roth unterschied zwischen einem kritischen Sportjournalismus, der Hintergründe und Zusammenhänge beleuchtet, und einer unterhaltend-informativen Sportberichterstattung von Spielen oder Events. Beide Formen hätten ihr Existenzrecht. Das Problem von Nähe und Distanz trete meist bei einer Sportberichterstattung auf, die aus der Innenperspektive des Sports heraus erfolge. „Aber ohne eine Nähe und ein Hineintauchen gibt es keine Sportberichterstattung“, sagte der Mainzer Professor. „Denn im Grunde verlangen wir doch von dem Berichterstatter, dass er die Geschichte mit uns gemeinsam erlebt.“