Artikel teilen:

Leserbriefe

Liebe Leserinnen und Leser, hier, auf der Seite „Im Gespräch“, haben Ihre Meinungen Platz. Wir freuen uns über jede Zuschrift zu Beiträgen in unserer Zeitung, über weiterführende Argumente, über kritische ebenso wie über zustimmende Anmerkungen. Allerdings müssen wir uns bei der Veröffentlichung Kürzungen vorbehalten. Außerdem benötigen wir Ihre volle Anschrift und eine Telefonnummer für eventuelle Rückfragen. Einzelne Briefe stellen wir auch in unserer Internet-Ausgabe unter www.unserekirche.de ein. Wenn Sie das nicht wünschen, bitten wir Sie, uns das ausdrücklich mitzuteilen. Vielen Dank! Ihre UK-Redaktion

Nichts anderes wollen als den Frieden
UK 37/2017, Frieden zwischen den Religionen (Seite 6: „Niemals Gewalt im Namen Gottes“) und UK 40/2017, Antisemitismus (Seite 4: „Schuster gibt Kirchen Mitschuld“, Kommentar Seite 5: „Verstörend“)Ich unterstütze das Anliegen des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, den Antisemitismus zu überwinden, halte aber in dem Zusammenhang seinen Angriff auf die christlichen Kirchen heute für einen Skandal und nicht zu rechtfertigen.
Ich frage mich, warum die Förderung des Friedens aus seinem jüdischen Glauben heraus wenig entwickelt ist. Besorgt beobachte ich rassistische Schmierereien auf Moscheen und christlichen Kirchen in Israel/Palästina. Warum nimmt er die Vertreibung der Palästinenser nicht als Unrecht wahr? Warum sagt er nichts zur Aushöhlung der Demokratie in Israel, zu Administrationshaft, Landenteignung, Zerstörung von Häusern und Schulen, Enteignung des Wassers … ?
Papst Franziskus: „Die Religionen dürfen nichts anderes wollen als den Frieden, sie müssen wachsam sein und der Gleichgültigkeit entgegentreten.“
Friedhelm Kuhl, Hagen

Dankbar für respektvolle Gespräche
UK 39/2017, Ökumene (Seite 7: „200 Jahre Union lutherischer und reformierter Gemeinden“)
Am 27. September 1817, also vor 200 Jahren, erließ König Friedrich-Wilhelm III. die sogenannte Unionsurkunde per Kabinettsorder; das war mehr als ein Aufruf. Das königliche Bestreben fand in der Unionsagende von 1830 seine Fortsetzung. In Ihrer Meldung steht, dass sich dem „viele anschlossen“. Leider steht in der Notiz nicht, dass für die, die nicht zu den vielen zählten, ein schlimmer Leidensweg in Preußen begann, besonders nach 1830. Man nannte diese lutherischen Christen abschätzig „Altlutheraner“. Preußens intolerante Seite wird häufig verschwiegen.
Für dieses zugefügte Leiden bat bereits 1967 in einer sehr bewegenden Predigt Franz-Reinhold Hildebrandt, damals Leiter der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union (EKU), um Vergebung. In dieser Predigt heißt es: „Mit Kolbenstößen von Soldaten, gewaltsamem Öffnen von Kirchentüren und Verhaftungen von Pfarrern, wie dies damals geschah, lud unsere Kirche eine Schuld auf sich, die noch heute nachwirkt. Damals sind viele Familien aus ihrer Heimat nach Australien und Nordamerika ausgewandert, um ihren lutherischen Glauben rein zu bewahren, den sie in der Union gefährdet sahen. Und wenn Schuld allein durch Vergebung bedeckt werden kann, so wollen wir diesen Tag nicht vorbeigehen lassen, ohne unsere altlutherischen Brüder um solche Vergebung zu bitten.“
Im Kirchenkampf nach 1933 fanden gerade Kirchengemeinden der Altpreußischen Union in Kirchengemeinden der Evangelisch-Lutherischen Kirche Altpreußens eine Heimstatt, weil ihnen Räume in ihren Kirchengemeinden verweigert worden waren. Bereits 2014 erschien dazu: „Preußische Union, Lutherisches Bekenntnis und kirchliche Prägungen“ mit Beiträgen aus beiden Kirchen, der Union Evangelischer Kirchen (UEK)  und der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK).
Inzwischen sind „…ein ‚Gemeinsames Wort‘ und ein ‚Brief an die Gemeinden‘ … erarbeitet worden, die sich derzeit noch auf dem Weg der Verabschiedung befinden. Beide Papiere sollen in einem ökumenischen Buß- und Dankgottesdienst am Buß- und Bettag, 22. November, in Berlin unterzeichnet und der Öffentlichkeit vorgestellt werden.“ Bischof Hans-Jörg Voigt von der SELK schrieb dazu am 27. September 2017 unter anderem: „Ich bin erfüllt mit Dankbarkeit für die tiefgehenden respektvollen Gespräche mit der UEK, die beiden Kirchen ermöglichen werden, einander in Zukunft anders wahrzunehmen als bisher.“
Pfarrer i.R. Hartmut Bartmuß, Bielefeld

Staatsbürgerschaft und Religion unterscheiden
UK 40/2017, Antisemitismus (Seite 4: „Schuster gibt Kirchen Mitschuld“, Kommentar Seite 5: „Verstörend“)
Nach vorgenanntem Beitrag des Evangelischen Pressedienstes (epd)hat der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland darauf hingewiesen, dass vor einigen Jahren eine Untersuchung leider ergeben hat, „dass jeder vierte Deutsche keine jüdischen Nachbarn haben will“. Meine Frage: Übersieht diese Formulierung mit ihrer Unterscheidung zwischen Deutschen und Juden vielleicht, dass Deutsche jüdischen Glaubens sein können? Vermutlich war mit der vorstehenden Formulierung gemeint: „dass jeder vierte nichtjüdische Deutsche keinen jüdischen Nachbarn haben will“. Üblicherweise sprechen wir hierzulande von „Christen und Juden“ oder von „Deutschen und Israelis“ – unterscheiden also zwischen Staatsbürgerschaft und Religionszugehörigkeit. Martin Schaefer, Bad Salzuflen