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Leitender Theologe Kuschnerus wirbt für Solidarität statt Selbstsucht

Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus sieht die Weihnachtsbotschaft als eine Einladung an alle Menschen, sich solidarisch und frei von Selbstsucht und Selbstgefälligkeit in der Gesellschaft zu engagieren. „Um füreinander freizuwerden, aneinander zu denken, zusammenzustehen“, sagte Kuschnerus in der Hansestadt in einem Gottesdienst zum Heiligabend in der evangelischen Melanchthonkirche.

„Ohne die Zuwendung zum Nächsten geht Weihnachten nicht“, sagte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche laut Predigtmanuskript. Es vertrage sich nicht mit der Nächstenliebe, für Probleme Sündenböcke wie etwa „die Flüchtlinge“ zu suchen, anstatt nach Lösungen zu fragen. Auch Rechthaberei und ein Freund-Feind-Denken stünden einer wirklichen Hilfe im Wege. „Die Gefahr ist, dass es dann nicht in erster Linie um die Nächsten geht, sondern um das eigene Weltbild“, führte Kuschnerus aus und ergänzte: „Vielleicht bräuchten wir mehr barmherzige Samariter.“

Vor Gott zählten weder Geschlecht noch Herkunft, sagte Kuschnerus. Die Liebe und die Zuwendung Gottes gehöre allen. „Das Einzige, was zählt, ist das nackte Menschsein, das uns alle verbindet.“

Der leitende Theologe verteidigte im Verlauf seiner Predigt auch das Kirchenasyl für Geflüchtete, das in den vergangenen Wochen in Bremen kontrovers diskutiert wurde. „Kirchengemeinden gewähren bedrängten Menschen in Einzelfällen Kirchenasyl.“ Damit könne man keine Migrationspolitik machen und nicht die ganze Flüchtlingsthematik lösen. „Aber wir können für einzelne Menschen an den Rechtsstaat appellieren, noch einmal genau hinzusehen.“