Die diesjährige Leipziger Buchmesse ist am Mittwochabend mit einem Festakt im Gewandhaus offiziell eröffnet worden. Dabei erhielt der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert. Unter den geladenen Gästen war auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
Scholz sagte bei dem Festakt, Lesen führe dazu, auch andere als nur die eigene Perspektive zuzulassen. Literatur sei zudem ein hochsensibler Sensor für die Welt von morgen und sie verändere auch die Welt. Scholz rief dazu auf, die demokratischen Grundwerte zu verteidigen: „Folgen wir denen nicht, die uns spalten wollen, die ganzen Gruppen in unserem Land die Zugehörigkeit zur Gesellschaft absprechen wollen.“ Scholz’ Rede wurde zu Beginn von mehreren Störern unterbrochen, die im Saal herumschrien.
Vor Beginn des Festaktes gab es auf Initiative der Messeleitung ein Bekenntnis zur Demokratie: Die Gäste hielten Schilder mit der Aufschrift „Demokratie wählen. Jetzt“ hoch. Der Aufruf zielte auf die Europa- und die Landtagswahlen in diesem Jahr.
Für Besucherinnen und Besucher öffnet die Buchmesse am Donnerstag. Bis zum Sonntag präsentieren sich 2.085 Aussteller aus 40 Ländern, etwas mehr als 2023. Im vergangenen Jahr zog die Leipziger Buchmesse rund 274.000 Gäste an. Die Ticketvorverkäufe lagen in diesem Jahr um zehn Prozent höher als 2023.
Angesichts globaler Krisen will die neue Direktorin der Leipziger Buchmesse den Branchentreff als Ort der Demokratie stärken. Der Branchentreff sei „ein atmosphärischer Spiegel gesellschaftlich turbulenter Zeiten“, sagte Astrid Böhmisch vor Beginn der Messe. In einer Zeit vielfältiger Herausforderungen gebe es einen klaren Auftrag zur Kommunikation.
Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) nannte es gut und wichtig, drängende Fragen der Zeit in Leipzig zu verhandeln. „Denn gerade in diesen komplexen Zeiten ist es unverzichtbar, im Gespräch zu bleiben und Demokratiefeinden, die unsere Gesellschaft spalten wollen, etwas entgegenzusetzen: einen wertschätzenden, offenen Austausch, die Freiheit des Wortes und die Vielfältigkeit des Schreibens, Verlegens und Publizierens“, betonte sie. Genau hierfür stehe die Leipziger Buchmesse.
Den Gastlandauftritt der diesjährigen Buchmesse gestalten die Niederlande und Flandern unter dem Motto „Alles außer flach“. An der Eröffnung der Messe nahmen auch der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte und der Ministerpräsident von Flandern, Jan Jambon, teil. Rutte sprach zuvor auf einem Podium im Leipziger Paulinum zum Thema „Starke Kommunen in Europa“. Dabei sagte er, das Europawahljahr 2024 sei „die Stunde der Bewährung für die Demokratie“.
Am Donnerstag wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf der Buchmesse erwartet und am Abend in der Alten Börse eine Rede zu 75 Jahre Grundgesetz und 35 Jahre friedlicher Revolution halten. Zudem wird an dem Tag der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung verliehen.