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“Leicht schäumend, wunderbar im Geschmack”

Ältere Menschen erinnern sich noch: Mit dem Satz „In jedem Glas ist der Geist des Weines“ und einem Cognac-Schwenker mit braun-rotem Inhalt warb Asbach-Uralt in den 1960er Jahren für seinen Weinbrand. Heute ist nicht nur dieser Slogan, sondern auch die Werbung für Alkohol von den Plakatwänden verschwunden. Auf ihnen wird auch nicht mehr „Nivea“-Zahnpaste angepriesen, „mild, leicht schäumend, wundervoll im Geschmack“. Der Agfa-Film ist aus dem Stadtbild verschwunden und die Hausfrau mit der Tütensuppe. Slogan: „Schmeckt wie hausgemacht“.

14.000 Plakate umfasst eine Sammlung, die bereits seit 2002 im Germanischen Nationalmuseum (GNM) liegt und dem Haus in dieser Woche offiziell geschenkt wurde. Zusammengetragen hat sie zunächst ab den 1930er Jahren der spätere Vorstand der Nürnberger Akademie für Absatzwirtschaft (NAA), Georg Bergler (1900-1972), der sich wissenschaftlich mit der Markenwerbung ab etwa 1880 auseinandersetzte. Weil Bergler auch Vorstand der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) war, wollte er erforschen, wie Waren, Dienstleistungen und die Werbung dafür sein müssen, damit die Kundinnen und Kunden sie auch kaufen.

„Über Pekuniäres sprechen wir Museumsleute nur ungern“, sagt der Leiter der Grafischen Sammlung, Christian Rümelin, aber vor allem kulturhistorisch sei die Sammlung überaus wertvoll. In vielen zukünftigen Ausstellungen ließe sich nicht nur darstellen, wie sich zum Beispiel der Staubsauger über die Jahrzehnte verändert hat, sondern es lasse sich mit den Werbeslogans auch der Zeitgeist anderer Generationen abbilden.

Unterschiede gibt es auch in der Werbung aus verschiedenen Ländern. Ein Bleistift wurde in Deutschland anders beworben als beispielsweise in Italien. In Deutschland spielte die Technik eine große Rolle, während eine italienische Firma das Weltumspannende seines Produkts hervorhob und den Bleistift mehrfach um einen Globus wickelte.

Nicht alles, was Bergler zusammentrug, ist heute noch erhalten. Die Sammlung dürfte einmal doppelt so umfangreich gewesen sein. „Einige Plakate blieben auf der Strecke“, erinnert sich Frank Wimmer, der schon bei Bergler studierte und dann ebenfalls bei der NAA arbeitete. Es sei schon mal passiert, dass Liebhaberstücke in private Räume wanderten. Der schwerste Schlag für die Plakatsammlung aber war die Versteigerung der Filmplakate etwa um 1980. Darunter soll ein Originalplakat des Stummfilms „Metropolis“ gewesen sein, das heute wohl 100.000 Euro wert wäre.

Wer immer es heute besitzt, Alexandra Scheld hofft, der Sammler hat das Plakat nicht mit Tesafilm aufgehängt oder repariert. Die Restauratorin am GNM saniert die Plakate und hat erlebt, was ein Klebestreifen auf Papier anrichten kann. Wenn sie Risse oder kleine Löcher kaschieren muss, nimmt sie Kleister, legt Japanpapier dahinter oder ergänzt Fehlstellen mit Aquarellfarben, berichtet sie.

Unter ihren Händen hat sie Werke wichtiger Plakatkünstler wie Franz von Stuck, Hans Makart, Ludwig von Hofmann, Otto Fischer, Bruno Paul, Bernhard Hoetger oder Herbert Bayer. Von den frühen historistischen Plakaten spannt sich der Bogen bis zu den wegweisenden Bauhaus-Plakaten. Und nicht nur Plakate aus der Zeit des Jugendstils und zeigen, für manche Produkte wurde schon immer geworben: für Schokolade und Limonade (2831/04.09.2025)