„Hier findet viel Leben statt, was jetzt eingeschränkt wird“, sagt Pastor Albrecht Wienß von der Kirchengemeinde Brüel. Sechs Kirchen gehören zur Kirchengemeinde, unter anderem auch die Klosterkirche in Tempzin. „Wir haben hier in Tempzin eine Besonderheit: Das Pilgerkloster mit dem ökumenischen Pilgerklosterverein, der weltliche Förderverein ‚Antoniter-Hospital-Tempzin‘ und wir als Kirchengemeinde kümmern uns um die Kirche“, sagt Albrecht Wienß.
Schon 2018 fiel es auf, dass in der Tempziner Kirche Sanierungen notwendig sind: Die Metallklammern der Ankerstützen im Chorraum sind marode. Die Wände werden deshalb auseinandergezogen. „Unter den Auflagestellen befinden sich Gipskonsolen, die wohl aus der Sicht des Denkmalschutzes sehr wertvoll sind“, berichtet der Pastor. Bei der Erneuerung der Metallklammern im Holz fielen diese auf.
Tempzin: Sanierungsarbeiten in der Klosterkirche
Jetzt müssen sie demontiert und restauriert werden. „Die Ankerstützen stammen wohl aus dem 14. Jahrhundert“, weiß Maria Lachmann, zu berichten. Sie leitet seit 2021 das Pilgerkloster und ist auch Mitglied im Kirchengemeinderat Brüel. Das bestätigt auch Ute Reil-Romanski, Baubeauftragte für die Propstei Wismar, auf Nachfrage: „Es handelt sich um mittelalterliche Gipskonsolen mit schönen Köpfen und Gesichtern.“ 35 000 Euro sind für die Arbeiten veranschlagt. „Wir werden wohl in diesen Rahmen bleiben“, sagt die Baubeauftragte.

Große Gerüste füllen jetzt den Innenraum der St. Antonius-Kirche und machen den Kirchengemeindemitgliedern, dem Pilgerverein und dem Antoniter-Förderverein das Leben schwer. Die täglichen Andachten des Pilgerklosters finden derzeit in einem Seitenschiff statt. „Auch das Instrumenten-Karussell für Kinder mit einer Musikpädagogin konnte nicht im Chorraum stattfinden“, erzählt Pastor Albrecht Wienß. Hier konnten unterschiedliche Instrumente ausprobiert werden. Bei Gottesdiensten, wie erst neulich am 15. Juni beim Klosterfest, wird es in der Kirche eng. Pastor Albrecht Wienß hofft auf baldige Sanierung, damit die Klosterkirche wieder ganz genutzt werden kann.
Erneutes Klosterleben und eine Heilquelle
Das Kloster wurde 1222 von den Antonitern gegründet. Die Gemeinschaft kümmerte sich vor allem um die Behandlung Kranker, die am „Antoniusfeuer“ litten, einer Vergiftung durch den Mutterkornpilz. Es gab eine Heilquelle, zu der viele Pilger wallfahrten. Der Bau der spätgotischen Kirche von Tempzin begann 1411 unter der Leitung des dortigen Antoniter-Ordens mit Erweiterungen nach Westen von 1444 bis 1474. Um 1500 erfuhr die Kirche unter dem Antoniter-Präzeptor Johannes Kran erhebliche Umbauten. Die Gewölbe in Form von Stern-, Netz- und Kreuzrippengewölbe wurden Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut, im nördlichen Seitenschiff sogar erst während einer Restaurierung von 1909 bis 1912.
1997 gründete sich der Verein „Antoniter-Hospital-Tempzin“ mit dem Ziel die Klosterkirche von Tempzin vor dem Verfall zu retten. Bereits 1998 begann eine umfassende Sanierung der Kirche. Im Dezember 2016 wurde mit zwei neuen Glocken das Geläut vervollständigt. 2021 unterstützte der Verein die Sanierung der Kirchenfenster. Auch die die jetzigen Maßnahmen werden unterstützt. Darüber hinaus lässt der Verein die noch dort befindliche Heilquelle untersuchen. Ziel ist es, das Kloster mit Trinkwasser aus dieser Quelle zu versorgen.
Der ökumenische Verein „Pilgerkloster Tempzin“ gründete sich 1994. Die Klosteranlage wurde saniert. Derzeit leben keine Schwestern und Brüder im Kloster, aber es bilden sich immer wieder Gemeinschaften auf Zeit, wie in der Klostergartengruppe. Auch Pilger machen oft Rast in Tempzin und genießen die Klosterumgebung und die Kirche oder nutzen Tempzin als Ausgangspunkt fürs Pilgern.