Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will einen Hitzeschutzplan für Deutschland erarbeiten. Er werde dazu in der kommenden Woche Vertreterinnen und Vertreter der Ärzteschaft, der Pflege und des Gesundheitswesens einladen, sagte Lauterbach am Dienstag in Berlin. Er wolle sich an Frankreich orientieren, wo je nach Schwere einer Hitzewelle im ganzen Land Schutzmaßnahmen ausgelöst werden. Diese reichen von Kälteräumen über Hitzeaktionspläne für Pflegeeinrichtungen und Kliniken bis zu Anrufen bei alten Menschen, damit sie regelmäßig trinken. Für die Umsetzung wären in Deutschland Länder und Kommunen verantwortlich.
Lauterbach reagierte damit auf Forderungen aus der Ärzteschaft und der Pflege sowie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), die an diesem Mittwoch mit einem Hitzeaktionstag auf die mangelnden Vorkehrungen in Deutschland aufmerksam machen. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, forderte, den gesundheitlichen Hitzeschutz als Pflichtaufgabe gesetzlich zu verankern und in die Planungen das Gesundheitswesen einzubeziehen. Er sagte, im vergangenen Jahr seien 4.500 Menschen wegen großer Hitze gestorben. Besonders gefährdet seien Kinder, alte Menschen und chronisch Kranke.
Großes Gesundheitsrisiko
Hitze stellt derzeit das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko für Menschen in Deutschland dar. Reinhardt sagte, Hitzestress und Erschöpfung könnten jeden treffen. Erkrankungen könnten sich verschlimmern, beispielsweise Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Neugeborene, Kleinkinder und alte Menschen seien durch extreme Hitze besonders gefährdet. Nachgewiesen sei inzwischen auch, dass sich psychische Leiden verstärkten.
Bereits im heißen Sommer 2018 registrierte das Robert Koch-Institut 8.700 hitzebedingte Sterbefälle. Zusätzliche Patientinnen und Patienten belasten Praxen und Kliniken. In den Pflegeheimen nehme die Arbeit in Hitzeperioden noch zu bei zugleich besonders belastenden Arbeitsbedingungen, erklärte Jana Luntz aus dem Präsidium des Deutschen Pflegerats. Dennoch haben nur wenige Kommunen und Einrichtungen bereits Hitzeschutzpläne.
Der KLUG-Vorsitzende Martin Herrmann nannte als wichtigste Aufgabe einen gesetzlichen Rahmen für den Hitzeschutz auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Hitzeschutz müsse für öffentliche Einrichtungen eine Pflichtaufgabe werden und außerdem auch im Arbeitsschutzrecht verankert werden, sagte Herrmann. Es existierten bisher auch keine Pläne für einen durch Hitze ausgelösten Katastrophenfall.
Es fehlt das Geld
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erklärte, die Kliniken stünden beim Klima- und Hitzeschutz vor großen Herausforderungen. Viele alte Gebäude müssten energetisch saniert werden. Für den Hitzeschutz müsse in Gebäudeisolierung, Kühlungssysteme, Verschattung und Begrünung investiert werden. Vielerorts fehlten aber die Mittel. Die Bundesländer kämen ihren Investitionsverpflichtungen nicht nach, kritisierten die Krankenhäuser und forderten zügige Maßnahmen, um die Kliniken auf extreme Wetterlagen vorzubereiten.