Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat dazu aufgerufen, Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen entschlossen entgegenzutreten. Ein solches gemeinsames Eintreten sei angesichts zunehmender antisemitischer Straftaten sowie der jüngsten gewaltsamen Ausschreitungen gegen Juden in Amsterdam besonders nötig, sagte Laschet am Freitag in der Synagoge Münster nach Angaben des Bistums Münster bei einer Gedenkstunde zum 9. November 1938.
Laschet warnte davor, die Erzählung von einem eingewanderten Antisemitismus zu missbrauchen. „Antisemitismus war immer da. Es ist eine andere Form hinzugekommen“, sagte Laschet laut Mitteilung des Bistums. Dass Synagogen in Deutschland bereits seit den 1950er Jahren unter Polizeischutz stehen, bezeichnete er als „Skandal an sich“.
Die Situation sei nicht über die Menschen hereingebrochen, sondern die Ereignisse seien „menschengemacht“ gewesen, unterstrich Laschet. Umso wichtiger sei das Erinnern, die Arbeit von Vereinen wie der Gesellschaft für Christlich-Jüdischer Zusammenarbeit und der Dialog zwischen den Religionen.
Die Gedenkstunde zum 9. November 1938 fand bereits einen Tag vorher statt, weil der Gedenktag in diesem Jahr auf den Schabbat, den Ruhetag im Judentum fällt. Auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster erinnerten Vertreterinnen und Vertreter aus Münsters Politik, Gesellschaft und Kirche an die Reichspogromnacht vor 86 Jahren.
Bei den Novemberpogromen vor 86 Jahren gingen die Nationalsozialisten mit offener Gewalt gegen die jüdische Minderheit vor. Höhepunkt war die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Es brannten unzählige Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden verwüstet und jüdische Bürger misshandelt und getötet.